Folge 9
Als letztes noch bestehendes Haus ist das jetzt dem
Tischlermeister Seerich gehörende Grundstück zu nennen. Der ertse Besitzer
Kobelt ertränkte sich in dem Teich hinter Hause, der sogenannten Oberlusche. Ihm
folgte Samuel Geisler. August Seerich kaufte 6 Morgen Tschepeacker im Jahre 1876
hinzu. Am 27. Januar 1879 starb der Tischlermeister August Seerich. Sein Sohn
Gustav übernahm die Wirtschaft. Derselbe war auf seiner Wanderschaftauch nach
Süddseutschland gekommen und hatte dort sich weitergebildet. Er war ein sehr
geschickter Tischler. Ihm folgte sein Sohn Artur Seerich, welcher, nachdem schon
seinVater das Haus vergrößert hatte, einen neuen Anbau machte.
In dem später Bienengarten genannten Grundstück stand vor reichlich
hundert Jahren die Quetschlichstelle. Dieselbe wird bei der Separation 1799 mit
4 Morgen 57 Quadratruten angegeben. Die Stelle war in verfall geraten und wurde
von dem Rittergutsbesitzer Heyer gekauft. Das Haus wurde niedergerissen und
Garten an der Stelle gemacht.
Bei der Dornstelle ist noch zu erwähnen, daß Ernst Dorn sen.
Schmiedemeister war und auf seinem Gehöft eine eigene Schmiede eingerichtet
hatte, die er neben seiner Ackerwirtschaft betrieb.
Schmiedegrundstück Nr. 17.
Von der
Dorfschmiede, welche der Gemeinde gehörte, sind bereits weiter oben zwei Inhaber
genannt worden. Im Kataster vom Jahre 1742 wird Gottfried Schubert als Schmied
erwähnt. es folgen dann nach verschiedene Meister. Im Jahre 1817 wurde die
Schmiede, weil baufällig, von der Bauernschaft wieder neu aufgebaut. Am 19.
Januar 1845 verkaufte dann die Bauernschaft dieselbe an Gottlieb Mannschke aus
Kammendorf bei Neumarkt für 700 Thaler, in dessen Besitz sie gegen zwanzig Jahre
blieb. Im Alter von 43 Jahren erwarb sie Ferdinand Ernst. Es waren zu der
Schmiede 9 Morgen Acker und 1 Morgen Wiese aus Jenkwitz zugekauft worden.
Nachfolger von Ferdinand Ernst war sein Sohn Oswald Ernst, der später als
Schmiedemeister in Breslau tätig war. Von diesem erkaufte die Schmiede Paul
Grundel aus Kostenblut, welcher dieselbe aber nach zwei Jahren an Ernst wieder
zurück geben mußte, da er sein Durchkommen nicht fand. Ernst verpachtete Acker
und Wiese an Albert Ilchmann für 300 Mark und die Schmiede an Simon für 200
Mark. Schließlich erwarb Ilchmann Schmiede und Wirtschaft und verpachtete die
Schmiede an Rathmann, während er die Wirtschaft selbst betrieb. Im Jahre 1905
kaufte beides Hermann Nitsche aus Groß-Läßwitz für 9500 Mark. Er war am 22.
Dezember 1861 zu Simsdorf geboren, heiratete 1887 Anna Wannrich und hatte die
Schmiede in Groß-Läßwitz 18 Jahre in Pacht. Er starb am 13. August 1917. Sein
Sohn Wilhelm war am 27. Januar 1896 geboren, machte den Weltkrieg mit und
heiratete 1921 Else Hoppe aus Zieserwitz. Im Januar 1922 pachtete er die
Schmiede und kaufte für sein Maschinengeschäft einen großen Schuppen. Später
baute er auf demselben Grundstück an der Straße nach Pirschen ein geräumiges
zweistöckiges Wohnhaus für zwei Familien.
Durch allerhöchsten Erlaß vom 4. März 1894 erhielt nach Vereinigung
der Gemeinde Ober- und Nieder-Tschammendorf auch der selbständige Gutsbezirk den
einfachen Namen Tschammendorf.
1903 - 4 wurde die oberirdische Telegraphenlinie von Ober-mois über
Jerschendorf, Tschammendorf nach Kostenblut gebaut und erhielten die Orte
Fernsprechanschluß.
Ueber den Besitz der sogenannten Oberlusche waren Differenzen
zwischen der Gemeinde Nieder-Tschammendorf und dem Dominium Ober-Tschammendorf
entstanden. Die Gemeinde wandte sich an die Stadt Breslau als Grundherrschaft
zwecks Entscheid. Der Magistrat antwortete am 2. November 1853, daß er als
Gutsherrschaft von Nieder-Tschammendorf keine Eigentumsansprüche an den zwischen
dem Dominium Oder-Tschammendorf und den Lokalbesitzungen der Häusler
befindlichen Teiche erhebe resp. nachweisen könne und daher der Ansicht sei, daß
derselbe zum Dominium Ober-Tschammendorf gehöre. Später wurde zwischen Gemeinde
und Gutsbezirk ein Vertrag geschlossen, der Pflichten und Rechte an dem Teiche
regelte. Vom Dominium wurde dem Tischlermeister Seerich die Erlaubnis erteilt,
an dem Ufer des Teiches das Wohnhaus zu vergrößern und ein Teil Garten anzulegen.
Friedhof.
Bis zum Jahre 1826 hatten auch die Evangelischen ihre Toten in Kostenblut beerdigt, wohin Tschammendorf für die Katholiken heute noch eingepfarrt ist. Im Frühjahr 1826 beschloß Gemeinde Ober- und Nieder-Tschammendorf einen eignen Friedhof anzulegen und wurden hierzu 54 Morgen Acker auf dem Felde des damaligen Bauers Rippich bestimmt. Derselbe wurde von Dominium und Gemeinde durch andern besseren Acker entschädigt. Sanitätsrat Rau besichtigte den Platz und die Gemeinde erhielt von der Regierung die Erlaubnis zur Anlage des Friedhofes. Derselbe wurde von einem Bretterzaum, der 80 Thaler kostete, umgeben. Am 19.2. 1827 wurde der Friedhof durch den Pastor Herrn Falk aus Metschkau eingeweiht. Zugleich wurde die erste Leiche beerdigt. Es war die 14 jährige Tochter des Inwohners und Schuhmachers Weigelt. Im Sommer 1853 wurde ein Kreuz auf dem Friedhof errichtet, welches von dem Stellmacher Neugebauer hierselbst angefertigt worden war.. Die Besitzer legten um ihre Begräbnisplätze lebendige Zäune von Liguster an. Im Jahre 1885 wurde beschlossen, ein eisernes Friedhoftor und ein steinernes Kreuz sowie einen lebenden Zaun aus Weißdorn um den Friedhof zu beschaffen. Im Jahre 1913 wurde eine Mauer um den Friedhof gezogen. Es wurden hierzu 20 000 Ziegeln und 280 Sack Zement gebraucht. Die Länge der Mauer beträgt 254,11 Meter. Da die Gesamtkosten 2243 Mark betrugen, kommt der laufende Meter 8,83 Mark. Der Friedhof ist mit seinen schlanken Lebensbäumen jetzt eine Zierde.
Das Rittergut Tschammendorf.
In den Mitteilungen aus dem Stadtarchiv "Die Breslauer Stadt und Hospital
Landgüter" schreibt Prof. Heinrich Wendt, daß nach den Landbüchern in dem Ort
Tschammendorf 21½ Vorwerks, 1½ Scholzen und 7½ zinspflichtige Hufen vorhanden
waren. Von den Vorwerkshufen, die sich schon damals in verschiedenen Händen
befanden, wurden bis zum 16. Jahrhundert 14 in zinspflichtige Bauernhufen
verwandelt. Nur zwei Vorwerke, das kalte Vorwerk und die Limmerei oder
Lehnmännerei von zusammen 7½ Hufen vermögen sich von der Erbuntertänigkeit frei
zu halten. Sie bilden seit dem 18. Jahrhundert ein besonderes Rittergut
Ober-Tschammendorf.
Durch die Obergerichtsbücher wird der Besitzwechsel der Rittergüter
in dem Fürstentum Breslau aufgezeigt und befinden sich auch Angaben über die
Größe und den Preis derselben darin.
Wir finden in der Oktave Mariä Himmelfahrt 1337 aufgezeichnet, das
Andreas von Woigwitz in Anwesenheit des Landeshauptmanns Heinrich v. Hugowitz in
Breslau dem Tammo Schiroffke 5 Hufen unter dem Pfluge und 6 zinshafte Hufen mit
dem Oberschar (Uebermaß) in Czamborndorf im Neumarkter Weichbilde aufgereicht
hat. Bereits 6 Jahre später an der Oktave der Bekehrung des heiligen Paulus 1343
übergeben Tammo Schiroffke und seine eheliche Hausfrau Elisabeth um eine gewisse
Summe Geldes sowohl das Allodium (Eigentum), als auch die zinshaften Hufen den
Gebrüdern Heinrich, Pätzold und Andreas von Schmellwitz mit allen Zubehörungen,
Nutzbarkeiten, Nutznießungen, Rechten und Herrschaften und mit einem
Pferdedienst, den der Scholz tuen soll.
Im Jahre 1347 wurde in Neumarkt am Michaelistage in Gegenwart des
Landeshauptmanns Conrad von Falkenhain von Czobko und Petrus, den Söhnen des
Czobko von Czamborndorf 6 Hufen Acker dem Nicolaus von Czamborndorf verkauft und
übergeben. Hiermit war die Schulzenpflicht und der dritte Pfennig vom Gericht
verbunden. Außerdem gehört hinzu der Kretscham Schusterei, Fleischerei und
Bäckerei, sowie andere Nutzungen und Zubehörungen.
Am Donnerstag nach Ostern 1456 bekennt Heinrich von Rosenberg,
Landeshauptmann des Fürstenhaus Breslau, daß vor ihm gestanden ist Daniel
Dompnig, der ehrsame wohlgesund und hat verreicht recht und redlich in einem
rechten Kaufe dem tüchtigen Niclas Lazan von Tschammendorf, Nickel und Peter
seinen Söhnen, ihren erben und ehelichen nachkommen, alle seine gerechtigkeit,
die er gehabt hat an dem Vorwergk tzue Tschammendorf, in dem Neumarktischen
gebitte gelegen, vmb eine benannte Summa geldes, die Itzund dem genannten
Danieln Dompnig ganntz und gar ist betzalett. Mit allem das dartzue gehörett und
gehöre mag, kheins ausgenommen noch auszunehmen, Ihn allermoßen und weise und zu
allen solchen rechten, nutzbarkheiten, genießen und gefellen, als es ethwan die
Tugentsame Frav Sophia Fritsche Dompnigin, des vorgenannten Daniel Dompnigs
mutter, bisher hat gehabt, gehalden, und vor acht marck geldes, und ihr
Hauptgutt, in dasselbe Vorwerk Tschammendorf, mit gerichtshufe, nach der
Mannenteilung, eingeweist worden ist. Und furbas dieselbe gerechtigkeit nach
ihrem Tode, an den vorgenannten Daniel Dompnig ihren sohn, von rechter
naturlicher erfolgunge, ankhommen und anderstorben ist. Also und in gleicher
weise mit allen sulchen rechten, genießen nutzbarkheiten und gefellen Sollen es
auch die obengenannten Nickel Lazan und seine Söhne, ihre erben und ehelichen
nachkommen die oftgenannte gerechtigkeit tzue Tschammendorf, mit seinen
Zuegehörungen furbas haben, halten, fridlich und gemachsamb, nach laut und
ausweisunge der obgenannten Orteibriefe darueber zu besitzen, und nicht anders.
Auch vorzeich sich daselbst der obgenante Daniel Domping aller ansprueche,
zuvorsichte und forderungen.
Anno Domini 1458 am Mittwoch nach Trinitatis reicht der ehrbare
Nickel Lazan von Tschammendorf seinen Söhnen Nickel und Peter seine zwei
Vorwerke daselbst auf. Das eine das do etwan der Tschammendorfer gewest ist und
das andere, das man gemeinlich nennt das Kalde Vorwerck. Am Sonnabend vor dem
Sonntag Invokavit 1471 reicht der ehrsame Niclas Lazan dem vorsichtigen Peter
Lazan, seinem Sohne das Kalde Vorwerk und sonst all sein Gut, farende und
unfarende, auf keines ausgenommen. Dagegen hat der genannte Peter gelobt seinen
Vater bei sich zu halten und ihne mit notturft und speisse und trank versorgen
bis zu seinem Tode. Und ob sein Vater nicht bei ihm bleiben wollte, so gelobt er
ihm alle Jahre zu geben zehn mark heller zu seinen Lebetagen, ohne alle
widerrede und ane hindernis.
Am Donnerstage in den Osterheiligentagen 1456 hatte der tüchtige
Niclas Lazan mit seinen Söhnen dem ehrsamen Herrn Niclas Aschirhause priester,
Elisabeth, seiner lieben Mutter, Hansen, seinen Bruder und Doroteen, seiner
Schwester, aufgereicht in einem redlichen Kaufe acht Mark jährliches und freien
Zinses um achtzig Mark Groschen, die jetzt sind gezahlt worden dem genannten
Verkäufer auf sein Vorwerk in tschammendorf. Diese reichte der ersame priester
Niclas Aschirhaus am Sonnabend vor Maria Magdalena 1460 auf um Vergebung seiner
Sünden den andächtegen Brüdern und dem ganzen Convente vom heiligen Leichnam in
Breslau nach seinem Tode zu einem ewigen Testamente und zelgerete nemlich zu
unser lieben Frauen Messe, die man täglich daselbst pflegt zu singen und daß sie
sollen eine Collecta einlegen pro sacerdote und vor ihm beten sollen uf dem
Predigtstuhle.
Im Jahre 1497, Freitag nach Corpus Christi, reichte Katharina,
etwan des Wentzel Bruxer nachgelassene Wiwe, welche vorher mit dem verstorbenen
Nickel Lazan verehelicht war, das Kalte Vorwerk in Tschammendorf auf, das sie
von ihrem verstorbenen Sohne Valten Lazan geerbt hatte, ihrem lieben Sohne
Wentzel Bruxer. Dieser überließ es einem rechten Kaufe Montags am tage Prisce
1506 dem vorsichtigen Benesch Gran zu Tschammendorf.
Am 23. Januar 1529 übernahm Peter Heintze das Kalte Vorwerk mit
sechs Hufen. Am 21. März 1582 verkaufte Peter Heintze die Limmerei dem Hans
Krayn und am 16. Juli 1593 verreichte Hans Krayn seinem Sohne Adam das Kalte
Vorwerk. Am 7. Dezember 1607 reichte Hans Dobrisch seinem Sohne Adam Dobrisch 2½
Hufen im kalten Vorwerk auf und im Jahre 1621 verkaufte er seinem Sohne Christof
das Gut Nt. 14 ebenfalls 2½ Hufen, welches er am 7. Juni 1586 von Simon Wolff,
dem Enkelsohne Adam Wolffs erworben hatte.
Am 7. Juni 1622 reichten Jacob und Adam Gebrüder Krayn das Vorwerk
die Limmerei Adam Krayn, ihrem Sohne auf. Am 26. mai 1629 reichte Adam Krayn der
ältere an Adam Krayn der jüngere dem Caspar Döhring, Mitbewohner von Neumarkt
auf die Limmerei. Am 11. Oktober 1632, also nach einem Vierteljahr schon,
übernahm dieselbe Christof Hoffmann, des alten Peter Hoffmann eheleiblicher Sohn,
Preis 600 kleine Mark. Seine Ehefrau Helene starb als Witwe im Alter von 73
Jahren am 13. mai 1690.
Am 19. Oktober 1696 erwarb der Bürgermeister von Wohlau Georg
Friedrich Ottmann von Jakob Dobers das Kalte Vorwerk und die Limmerei sub titulo
Domini minoris.
In einer Rechnung aus demselben Jahre ist zu ersehen, welches
Personal auf dem Gute vorhanden war: 1 Vogt, 1 Großknecht, 1 Kleinknecht, 2
Großjungen, 2 Kleinjungen, 1 Großmagd, 2 kleine Mägde, 1 Kretschmer, 1
Schäferknecht und 1 Hausgenosse. Dazu kamen die Lohngärtner.
Am 1. Juni 1707 übertrug Uttmann das Gut durch Testament auf seine
Eheconsortin Maria Elisabeth geborene Bardia. Nach seinem Tode verehelichte sich
dieselbe mit dem hochedelgeborenen Romanus Christianus von Schweinert. Am 12.
September 1714 wurde diesem Ehepaare eine Tochter Maria Anna Josepha getauft.
Taufzeugen waren Herr Antonius Ignatius von Eyßenmeyer, Landesbestellter im
Fürstentum Liegnitz und Herr Mauritius Wagner Hauptmann über eine Compagnie zu
Fuß reiter vom Haßlingerischen Regiment.