Folge 10

Am 28. Mai 1716 erwarb das Gut Frau Susanna Elisabeth Maximiliane, werwitwete Freyin von Sternbach geborene von Eben und Brunnen. In dem confirmirten Kaufvertrag ist beurkundet. daß das  in diesem Breslauischen Fürstentum und Neumarkter Weichbild gelegene Gut Ober-Tschammendorf oder sogenannte Kalte Vorwerk samt dem Lehngutsonsten Limmerei genannt mit dem Amt der Schölzerei und dritten Pfennig der Gerichte mit einer freien Schaftrift, Kretscham, Bäckerei, Schusterei, und Fleischbank, mit Aeckern, gahren und ungahren Hölzern, Walde, Rüttich und Strüttich, Wiesen, Wiesewachs, Wasserläufe und sonsten mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, Freiheiten, Grenzen, Früchten und Gefällen, ein u. Zugehörungen, benannten und unbenannten, keinerlei ausgenommen noch auszunehmen wie das Kalte Vorwerk und die Limmerei von anderbei und umliegenden Gütern abgesondert und in ihren Reinen und Grenzen gelegen. Und dann auch die von ihren Vorfahren von Heinrich Klippel erkauften zwei Häuslein mit zwei Gärten im Felde und allen zugehörigen Stücken wie es Verkäuferin und vorige Besitzerin innegehabt hatten und besessen haben. In gleichen mit der jüngsthin reluierten (wiedereingelösten) Bräu- und Malzgerechtigkeit und Kretschamverlag auf das ganze Gut Tschammendorf auch von der Kayserl. und Königl. Stadt Breslau abgelösten Königl. Geschoß Zinsen am Gelde 4 Thaler 25 GroschenSchles. und dreierlei Sorten Getreide als Korn, Gerste und Hafer jedes 7 Scheffel und zwei Viertel Neumarkter Maß. Und endlich mir dem von George Neumann und dem Oelschläger von demGute und Vorwerk Tschammendorf Zeither innegehabten und genossenen Morgen als auch denen zu Ende des Dorfes gegen Jerschendorf zu eingezäunten Fleckeln, welche hinwiederum eingelöst worden. Also in gleicher Weise soll oberwähnte  Frau Susanne Elizabeth Maximiliane verwitwete Freyin von Sternbach alles obstehende zu Erb und Eigen Recht haben, halten, genießen und gebrauchen mit voller Macht zu vergeben, zu verkaufen, zu verwechseln, zu versetzen gar oder zum Teil wie es ihren Erben am nützlichsten sein mag und zu statten kommen mag.
   Am 23. November 1717 ist copuliert worden der hoch und wohlgeborene Herr Herr Christianus, Carolus, Gustavus von Rosenkranz mit der  hoch und wohlgeborenen Frau  Frau Elisabeth Susanne Elisabeth Maximiliane verwitwete Freyin von Sternbach auf Ober-Tschammendorf. Die Beistände waren der hoch und wohlgeborene Herr Herr Franz Rudolf von Hegewald, Erbherr auf Wenig Mohnau und der hochedelgeborene Herr von Eben und Brunnen und der edel geborene Herr Johann Gottfried von Creutzberger, gewesener Fenrichs Reiter im Kaiserl. Fabonischen Regiment jetzo Landsaß in Polnschweinitz.
   Am 17. Juli 1719 erwarb das Gut Ferdinand Wilhelm von Dohalsky.
   Aus dem Kataster vom Jahre 1722 entnehmen wir, daß zudem Gute folgende Gärten gehören der Schrebergarten von welchem weiter kein Genuß als nur durch Gräserei der Obergarten, welcher ebenfalls nicht anders als durch Viehnutzung kann gebraucht werden. Der Kretschamgarten wird besät mit 1½ Scheffel.
   Friedrich Bräuer, der Oberkretschmer und Balthasar Hoffmann der Niederkretschmer schenken beide zusammen jährlich aus ohne Holz u. Zuwachs 50 Achtel Bier tut 12 Thaler 12 Groschen, Brandwein ohne eigen Holz oder Weizen 6 Eimer tut 4 Thaler 12 Groschen. Die Herrschaft hält auf dem Gute 10 Viertel Schafe zu 2 Thaler, 14 Kühe zu 16 Sgr. tut 9 Thaler 8 Sgr. 2 Ziegen tut ? Sgr., 2 Zuchtschweine tut 8 Sgr. Die zu diesem Gute gehöhrenden Gärtner halten 3 Kühe. Aussaat im Oberfelde; aufs Kretenstück 2 Malder, auf die beiden schmalen Stücke unter dem Kretenstück 8 Scheffel, aufs schmale Sandstücke 2 Scheffel, das breite Sandstücke auf dem Graupenberge ein Malder sechs Scheffel, aufs Muckelstücke 3 Malder, das Stück am Jerschendorfer Fußweg 2 Malder 6 Scheffel, das schmale Stück am Jerschendorfer Fußweg 4 Scheffel, aufm Butterberg ein Malder, aufs schmale Stück unterm Butterberg 4 Scheffel, aufs breite Gassenstück 6 Scheffel, aufs kleine Gassenstück im Mittelfelde 2 Scheffel, aufs Ochsenstücke ein Malder 6 Scheffel, auf die Scheibe 6 Scheffel, aufs Bergstücke vorm Hintertor 6 Malder 3 Scheffel, aufs Niederstücke ein malder 3 Scheffel, aufs Mittelstücke 6 Scheffel, aufs Ochsenstücke ein Malder.
   Im Niederfelde; aufs Tamstücke 3 Malder, auf Mittelstücke 3 Malder, aufs Sandstücke 2 Malder 6 Scheffel, aufs schmale Stücke 4 Scheffel, aufs Furtstücke 1 Malder 6 Schaffel, aufs Fliegenbaumstücke 1 Malder 6 Schaffel, aufs schmale Tamstücke 1 Malder 3scheffel.
   Der Oberkretschmer säet im Oberfelde aufm Sandberge vier Scheffel, im Mittelfelde aufm Ochsenstücke 4 Scheffel und im Niederfelde aufm Furtstücke 1 Scheffel. Des Oberkretschmers Gartennutzung 18 Sgr.
   Am 7. September 1723 erwarb Christof Heinrich Schneider von Ferdinand Wilhelm von Dohalsky das Gut. Im Jahre 1735 ging dasselbe in den Besitz des Leutnants Johann vonHayn für 8000 Thaler schles. über. Dieser hatte mit der Gemeinde verschiedene Differenzen. Sein Sohn Samuel Gottlieb von Hayn muß nach Angaben des Majors von Schmid in Zoppot um 1737 in Tschammendorf geboren worden sein. Er starb 1802 in Wesel als Major und Kommandeur des 3. Musketenbattallions Regiments Landgraf von Hessen-Cassel Nr. 48 am Schlagfluß im Alter von 65 Jahren.
   Im Jahre 1744 erstand Joachim Sigmund von Zedlitz das Gut in der Leutnant von Haynschen Crida vermöge Adjudikationsbescheid für 5200 Thaler schles. oder 4100 Reichsthaler sub Hasta und cediete es am 18. Oktober 1745 an seine Ehefrau Johanna Tugendreich geborene von der Heyde. Er wurde am 31. Augst 1748 im Alter von 65 Jahren in Kostenblut begraben.
   Wilhelm Rudolf von Zedlitz königl. Preußischer Rittmeister des Vasoldschen Kürassier-Regimentes übernahm von seiner Mutter vermöge des am 18. Januar 1764 vollzogenen Kaufcontracts das Gut für 10 000 Thaler schles. oder 8000Reichsthaler. Laut Cabinettsordre vom 15. Mai 1768 erhielt der zum Oberwachtmeisteravancierte Wilhelm Rudolf von Zedlitz aus besonderer königlicher Gnade 6000 Thaler, da die eingetragenen Schulden 8000 Thaler betrugen. Im Jahre 1773 ging Lobetinz aus der Subhastation des Silvius Christian von Fehrenthal an Wilhelm Rudolf von Zedlitz über.

   Vermöge des am 16. Juni 1775 errichteten Kaufvertrages ging das Gut Tschammendorf an Christian Ludwig Hedrich über für 11 800 Reichsthaler Kurant nach dem Münzfuß von 1764 und 30 Dukaten Schlüsselgeld.
   der Königliche Oberstleutnant Friedrich Wilhelm Freiherr von Seydlitz erwarb Tschammendorf vermöge des am 19. Mai 1790 errichteten Kaufcontractes für 16 500 Reichsthaler und 10 Thaler Schlüsselgeld. Er war Besitzer von Zobkendorf und 1780 - 96 Landrat des Kreises Neumarkt. Nach dem Tode seines Vaters übernahm sein Sohn der Landesälteste George Wilhelm Freiherr von Seydlitz das Gut Tschammendorf durch Erbreceß vom 28. September 1798 für 21 500 Thaler. Derselbe geriet in Concurs und wurde das Gut meistbietend verkauft.
   Durch Adjudikation (Zuerkennung) vom 14. August 1801 erstand der Königliche Kammerrat Friedrich Leopold Wildegans das Gut für 18 500 Thaler.
   Für den gleichen Preis erwarb es dann nach drei Jahren am 12. Juni 1804 der Königlische Postmeister zu Nimptsch Christian Ludwig Hedrich.
   Am 2. August 1811 kaufte wieder für denselben Preis der Polizeidistrikts-Kommissarius Johann Samuel Klingner das Gut und nach seinem Tode übernahm es eine Witwe Juliane Elisabeth geborene Collmer am 28. Mai 1814.
   Ihre Tochter Henriette Friedericke verheiratete sich mit dem Wirtschaftsbeamten Ferdinand Wilhelm Heyer. Sie wurde am 20. Dezember 1816 Besitzerin des Gutes. Nach 1½ jähriger Ehe starb sie und übernahm ihr Mann das Gut. Dieser vermählte sich später mit Bernhardine Lange, Tochter des Pastors Lange aus Groß-Baudis. Im Jahre 1839 kaufte Heyer das Dominium Jerschendorf für 52000 Thaler, starb aber bald darauf. Lehrer Schrodt schreibt in seinen Aufzeichnungen, daß Heyer ein streng rechtschaffender Mann und ausgezeichneter Landwirt war, der im Rufe der Wohlhabenheit stand. Nach dem Tode ihres Gatten zog Frau Heyer nach Jerschendorf und hatte auch ihn daselbst beerdigt.

   Am 1. Juli 1840 kam das Rittergut Tschammendorf in den Besitz des Rittergutspächters Robert Ecke in Obsendorf, welche Pacht er gab, für den Preis von 27 200 Reichsthalern. Er war geboren am 17. Mai 1810 als Sohn des Erbscholzen von Ober-wilxen bei Klein-Bresa, Kreis Neumarkt Thaddaeus Ecke und seiner Ehefrau Theresia geborene Geicke. Verheiratet war er mit Karoline geborene Nachbar,  Bei dem großen Brande 1844 kam das Feuer von den Stellenbesitzerwirtschaften bis auf die Scheuern des Dominiums geflogen und brannten diese nieder. Nachher wurden dieselben von Robert Ecke massiv und mit Fachwerk wieder aufgebaut, ebenso der Kuhstall. Laut des am 24. Dezember 1847 bestätigten Recesses haben die Besitzer der Dreschgärtnerstellen die Robotdienste, Zinsen und Laudemien unter Compensation mit ihren Berechtigungen abgelöst. Durch Verfügung vom 27. September 1853 erfolgte der Rest der Ablösung durch Rentenbriefe.
   Robert Ecke starb am 11. Dezember 1862. Seine Ehefrau überlebte ihn um 20 Jahre. Das Gut wurde zunächst für die Erben von dem ältesten Sohne Heinrich Ecke weiter bewirtschaftet. Robert Theodor Heinrich Ecke war geboren zu Obsendorf am 7. Juni 1839. Er besuchte das Matthias-Gymnasium in Breslau. Seiner Militärpflicht genügte er daselbst bei den 6. Jägern als Einjähriger-Freiwilliger. Die landwirtschaftliche Ausbildung erhielt er auf dem Rittergut Hermsdorf bei Goldberg. Darauf war er im Kreise Trebnitz als Beamter tätig.
   Aufgrund des Vertrages vom 19. Februar und 7. Mai 1866 übernahm Heinrich Ecke von seinem Miterben das Rittergut Tschammendorf für 69 450 Thaler. Der Preis für den im Jahre 1822 bereits von dem Gut Nr. 10 abverkauften Obergarten später Apfelgarten genannt, in Größe von 3 Morgen, betrug 500 Thaler und für das Angerhaus 50 Thaler. Das erstere Grundstück war in der Gemeinde Nieder-Tschammendorf unter der Hypothekennummer Nr. 15 eingetragen.
   Am 18. Oktober 1870 verheiratete er sich mit Elisabeth Wittwer, Tochter des Majoratspächters Franz Wittwer und der Antonie geborene Merkel in Prauß, Kreis Nimptsch. Er war lange Jahre Standesbeamter und Amtsvorsteher des Amtsbezirks Jerschendorf.
  Einige Jahre nach Uebernahme des Gutes baute er ein neues Lohngärtnerhaus. Im Jahre 1874 wurde die Dampfmühle erbaut und eingerichtet. Dieselbe war jedoch nur kurze Zeit im Betrieb, da wegen der damals noch weiten Entfernung zur Bahn die Unkosten zu groß wurden. Der über die Felder des Gutes projektierte Bahnbau war fallen gelassen worden. Im Jahre 1885 erfolgte der Umbau des Wohnhauses, da das Dach schadhaft war und auch sonst noch manches reparaturbedürftig. Hierbei wurde eine Hauskapelle mit daran anschließendem Turm und Glocke eingerichtet.
   In seinen Mußestunden beschäftigte sich Heinrich Ecke mit Obst und Bienenzucht. Er war lange Jahre Vorsitzender des Centralvereins schlesischer Bienenzüchter und gründete im Kreise Neumarkt einen Obstbauverein. Auf der großen Pariser Insekten-Ausstellung erhielt er die goldene Medaille für seine Sammlung von Bienen und Wachsarten sowie Bienenschädlingen. Ein von ihm angelegtes Herbarium enthält Bienen-Nährpflanzen. Er schrieb zahlreiche Abhandlungen über Bienenzucht, von denen eine der bekanntesten ein "Monatskalender für Bienenzüchter" war.
Sein Bienenstand zählte gegen 50 Stöcke.
  Er starb am 24. April 1900 und wurde auf dem Kirchhof in Kostenblut neben seinem Vater beigesetzt. (Angaben nach dem Kreiskalender 1930).
   Sein ältester Sohn Carl Ecke bewirtschaftet das Gut 31 Jahre von 1898 - 1927. Am 1. Juli 1927 pachtete dessen Sohn Hans-Georg Ecke von seinem Vater das Gut.

Vorwort