Folge 8
(Pfleger des Vereiens für Gechichte Schlesiens).
Die Freistelle Nr. 11 wurde 1784 gegründet und der Acker
hierzu von dem Bauergut Nr. 4 abgezweigt, wie Lehrer Schrodt in seinen
Aufzeichnungen angibt.
Bei der Separation 1799 wird die Größe mit 4 Morgen 36 Quadratruten
angegeben. Erster Besitzer derselben war Johann Christof Geißler, welcher sie 52
Jahre besaß. Eine Enkeltochter des Geißler heiratete den Gottfried Schreiber.
Dieser verkaufte die Wirtschaft für 1500 Thaler an Heinrich Jungnitsch aus
Gäbersdorf, welcher 1850 Schulden halber davonlief. 1851 kaufte der Gläubiger
August Griffig aus Kostenblut sub Hasta die Stelle für 400 Thaler und verkaufte
sie mit einem Verlust von 300 Thalern am 17. 3. 1852 für 600 Thaler an die
Traugott Langnerschen Eheleute. Diesen folgte ihr Sohn der Schuhmachermeister
Gustav Langner, welcher am 31. Juli 1844 geboren war. Er kaufte von dem
dismembrierten Tschepeacker, Gut Nr. 8, 5 Morgen dazu und starb am
8. Oktober 1917, während ihm seine Ehefrau Christiane geborene Merschel im Alter
von 67 Jahren am 12. Juli 1920 im Tode nachfolgte. Vor dem Kriege hatte Gustav
Langner die Stelle seinem Sohne Herrmann übergeben, der dann den Weltkrieg
mitmachte.
Von der Freigärtnerstelle Nr. 12 wird von Lehrer Schrodt als erster
Besitzer Hans Wolf abgegeben. Ihm folgte Hans Casper und dann seine Witwe. Bei
der Separation 1799, wobei, die Stelle eine Größe von 3 Morgen 118 Quadratruten
hatte, ist als Besitzerin Anna Barbara, die Witwe des Georg Hänsel, mit ihen
Kindern erwähnt. In einem Schriftstück aus dem Jahre 1859 wird Gottlob Hänsel
als Besitzer aufgeführt. Am 7. März 1865 starb der Freisteller Wilhelm Hänsel an
den Pocken, die in diesem Jahr stark auftraten. Die Witwe desselben heiratete
ein jahr darauf den früheren Knecht Carl Wilhelm Hermsdorf aus Lorzendorf.
Dieser baute an Stelle des alten Wohnhauses ein neues auf. Von den
Hermsdorfschen Erben wurde die Stelle mit 13 Morgen Acker an Gutsbesitzer Emil
Scholz im jahre 1900 für 13000 Mark verkauft und dann die Gebäude von diesem an
Gutsbesitzer Hampel. Von der Freistelle Nr. 13 finden wir die ersten Nachrichten
in einem Kostenbluter Kirchenbuche aufgezeichnet. Am 11. November 1721 ist
Gottlieb Knöffel berühmter Messerschmied in Tschammendorf, eheleiblicher Sohn
des ehrengerechten Gottfried Knöffel, Erbsassen und berimbten Messerschmieds
allhier copuliert worden mit Anna Theresia Helsingen in Diensten vor Wirtin in
Kostenblut weil, eines gebliebenen Türckischen Generals eheleibliche
hinterlassene gefangene Tochter. Am 22. August desselben Jahres war die Mutter
der Braut Frau Maria Elisabeth Helsingen im Alter von 80 Jahren begraben worden.
Am 11. Dezember 1721 wurde der Vater Gottfried Knöffel im Alter von
55 Jahren beerdigt und im nächsten Jahre dessen Eheconsortin im Alter von 44
Jahren begraben. Im Mai 1750 starb dann seren Sohn Gottfried, der auch Musicus
gewesen war, und wurde seines Alters 59 Jahre durch den Pastor von Metschkau
begraben. In den Seperationsreceß vom jahre 1799 wird als Besitzer der Stelle
Ernst Braeuer modo dessen nachgelassene Ehefrau Anna Rosina genannt, die einen
Halben Morgen Sichelgräserei im Sommerfelde besessen. Im Jahre 1824 wird als
Besitzer der Stelle Gottlieb Kubsch aufgeführt. Im Jahre 1847 am 4. September
erwarb der Nachfolger Gottfried Asch bei der Dismembraton des
Kretschamgrundstückes Nr. 7 an Acker drei Scheffel acht Metzen. Seine Ehefrau
war Marie Elisabeth geb. Braeuer. Dieselben hatten an Erbzinsen und Dienstgeld
Termino Martini zu zahlen: 2 Thaler 10 Sgr. 8 Pfen., an Hühner und Eierzinsen am
Gründonnerstag 12 Sgr. an Mark groschen Rente 6 Sgr. 3 Pfen.
Am 2. Februar 1877 war das benachbarte Gemeindehaus früh um 10 Uhr
total abgebrannt und war die nahe Stelle sehr gefährdet. In demselben wohnten
früher der Gemeindehirte und der Bauernschäfer. Nach Abschaffung der
Gemeindehutung wurde das Haus vom Flurschützen und Nachtwächter bewohnt. Nach
dem Brande wurde das Haus nicht mehr aufgebaut. Der Platz wurde mit dem daran
liegenden Garten von dem jedesmaligen Nachtwächter meist mit Kartoffeln bebaut.
Im Herbst 1879 verkaufte der 80 Jahre alte Freisteller Asch seine
Stelle für 4200 Mark an den Gutsbesitzer August Vogt. Dieser riß im nächsten
Jahre das baufällige Haus mit Wirtschaftsgebäude, welches aus Lehmfachwerk
bestand und mit Stroh gedeckt war, nieder und machte einen Garten aus dem
Grundstück.
Gemeinde Ober-Tschammendorf.
In dem Gerichtsbuche der früheren Gemeinde Ober-Tschammendorf ist zu lesen, daß
bis hierher kein ordentliches Gerichtswesen für diese bestanden hat, welches zu
unterschiedlichen Zeiten dem hochadeligen Dominio selbsten zur Last gefallen
auch solches unmittelbar wider die Landesgewohnheiten laufet und dessentwegen
verschiedene Angelegenheiten nicht gehörig bearbeitet werden können. Also hat
der jetzige Erb und Lehnsherr auf Ober-Tschammendorf der hoch und wohlgeborene
Herr Wilhelm Rudolf von Zedlitz, Ihrer königlichen Majestät in Preußen
bestallter Major, Erb und Lehnsher auf Ober-Tschammendorf und Lobetinz,
wie auch Marsch Commissarius des Neumarktschen Kreises, zur Behebung dieses
Landes- u. Königsedictum widrigen Verfassung in der Gemeinde Ober-Tschammendorf
einen ordentlichen Gerichtsschulzen erwählet. Zu dem Ende den zeitigen
Kretschmer namens Johann Schmidt wegen seiner guten Aufführung und Einsicht zum
Scholzen und den Dreschgärtner Gottlieb Huld in gleicher Betrachtung zum
Gerichtsmann ernannt und vereidet am 10. Dezember 1773. Im Jahre 1892 wurden die
Gemeinden Ober- und Nieder-Tschammendorf vereinigt und war der Tischlermeister
Gustav Seerich der letzte Gerichtsscholz von Ober-Tschammendorf.
Angrenzend an den Garten des Gutes Nr. 10 auf der Westseite
desselben stand früher der Schafstall der alten Lehnmännerei, ein Teil des
jetzigen Ritterguts Tschammendorf. Mitten durch den Schafstall wurde ein
Brandgiebel gezogen und daraus zwei Häuslerstellen geschaffen, die dann
natürlich noch ausgebaut wurden.
Der Besitzer des nach Osten liegenden Hauses war ein Schneider
Nickisch, dem ein Büttner Krause folgte. Von diesem erwarb das Haus nach dem
Brande 1852 Schuhmacher Vogt für 150 Thaler. Später kaufte es Schuhmacher
Reinert und von ihm ging es in den Besitz des Amtsvorstehers Robert Scholz über,
welcher Arbeiterwohnungen daraus machte.
Der erste Besitzer des nach Westen liegenden Hauses war Gottfried
Samuel Grundmann, von dem es sein Sohn Carl Grundmann übernahm. Dieser kaufte
von dem Kretschamgute 4 Scheffel Acker und überließ es im jahre 1853 dem Carl
Neugebauer. Später besaß es einige Jahre Samuel Langner und dann ging es 1882 in
den Besitz des Händlers Achtsehn über. Die Witwe seines Sohnes Adolf heiratete
den Schmied Gottlieb Böhm, welcher im jahre 1899 hierselbst im Alter von 59
jahren Nachtwächter wurde. Von den Böhmschen Erben erwarb im Jahre 1917 der
Stellenbesitzer Paul Vogt die Wirtschaft mit zehn Morgen Acker für 8400 Mark.
Nach Süden anschließend liegt die Dornstelle. Als erster Besitzer
wird Hans Christof Kober genannt, welchem sein Sohn folgte. 1799 wird die Größe
mit 4 Morgen 18 Quadratruten angegeben. Nächster Besitzer war Gottfried Hahn,
von dem sein Sohn Gottlieb Hahn übernahm. Dieser heiratete die Tochter des
Bauern Geisler aus Zuckelnick. 1847 kaufte er von dem Kretschamgrundstück Nr. 7
Acker 8 Scheffel und einen Morgen Wiese dazu. Durch den Brand von 1850 und durch
Trinken kam er so herunter, daß die Stelle subhastiert werden mußte. Der
Bauernsohn Karl Kellert erwarb sie und baute 1851 das Wohnhaus. 1857 zog
dieser nach der Colonie Karlsberg und wurde der Weber Karl Lindner aus
Schimmelwitz Besitzer. Von diesem kaufte Ernst Dorn aus Pläßwitz welcher am 13.
März 1829 geboren war und am 6. Dezember 1909 im Alter von 80 Jahren starb.
Seine Frau Susanne geborene Mentzel starb 1907 im Alter von 75 Jahren. Kurz vor
der Ernte 1912 verkaufte sein Sohn Ernst die Stelle, welche durch weiteren
Zukauf 27 Morgen groß geworden war, zu 1000 Mark den Morgen an den Gutsbesitzer
M. Hampel hierselbst. Dorn kaufte in Krintsch ein größeres Gut.
Hinter dieser Wirtschaft lag das Dominial-Brauhaus, welches wegen
Baufälligkeit vor langer Zeit niedergerissen wurde. An seiner Stelle steht jetzt
das Transformatorenhaus. Daneben liegt der Oberkretscham. Im Jahre 1700 starb
der Oberkretschmer Zacharias Vogt 48 jahre alt. Bei der Separation 1799 wird
Bräuer Kramer als Inhaber der zehn Morgen großen Wirtschaft genannt. Die
Besitzer haben oft gewechselt. Lehrer Schrodt hat aufgezeichnet, daß unter dem
Kretschmer Quander, welcher nachher Brauer in Ossig war, das Gasthaus am besten
floriert hat. Spätere Inhaber waren Streckenbach und Rensmann. 1841 wurde der
Oelhändler Kusche aus Jenkwitz durch kauf vom Dominium Besitzer, der aber nach
einjährigem Besitz an Karl Gottlieb Guder aus Groß-Bauditz weiter verkaufte. Auf
ihn folgte Heinrich Krams, der nach dem Tode seiner Frau eine Tochter des Ernst
Dorn heiratete. Im Jahre 1891 verkaufte Krams den Kretscham mit Garten und wiese
an den Maurer Herrmann Lachmann aus Simsdorf für 6500 Mark, während der Acker an
das Gut Nr. 14 verkauft wurde. Nach dem Tode des Hermann Lachmann 1897 übernahm
dessen Witwe Christiane die Wirtschaft, welche von ihrem Sohne Oswald in der
Führung derselben unterstützt wird.
Von der Nachbarstelle wir Hans Schnabel als erster Besitzer genannt.
In dem Separationsreceß 1799 werden die Johann Christof Geislerschen Erben als
Besitzer der 4 Morgen 36 Quadratruten großen Stelle erwähnt. In den Jahren 1801
- 1832 war Gottlob Ludewig Inhaber derselben. Dann folgte Gottlieb, dessen Sohn
, welcher 1813 geboren war und 1895 im Alter von 82 Jahren starb. Im Jahre 1844
brannte die Wirtschaft ab und blieben nur die Mauern des eben erbauten neuen
Wohnhauses stehen. Der Brand griff auf die Umliegenden Wirtschaften über und
vernichtete auch die Scheuer des weiter abliegenden Dominiums. Am 7. August
erwarb Ludewig von dem Kretschamgrundstück Nr. 7 sechs Scheffel Acker. Er
übergab die Wirtschaft 1873 seinem Schwiegersohn Julius Vogt, welcher 1844 als
Bruder des späteren Bauergutsbesitzers August Vogt, Gut Nr. 14, geboren war.
Julius Vogt machte die Feldzüge 1866, 1870 - 1871 mit und heiratete 1873
Ernestine Ludewig. Er starb 1893, während seine Ehefrau 1926 im Alter von 77
Jahren starb. Deren Sohn Paul Vogt war am 21. Oktober 1879 geboren und übernahm
die Stelle 1911 mit 15 Morgen für 9000 Mark. Er heiratete am 12. Juli 1912 Emma
Zimmer. Im Jahre 1917 kaufte er die 10 Morgen große Böhmwirtschaft für 8400
Mark. Er baute 1920 den Kuhstall, amchte 1922 einen Wohnhausbau und setzte 1929
in der Böhmwirtschaft die Scheuer in stand und vergrößerte sie.
Der Gärtner Hans Huld war der nächste Nachbar. Gottlieb Huld wurde
1773 zum Gerichtsmann ernannt. Bei der Separation wird Beier als Besitzer
der 4 Morgen 32 Quadratruten großen Stelle erwähnt. Am 7 Oktober 1804 erwarb
Gottfried Merschel von seinem Schwiegervater Daniel Grüttner die Stelle für 56
Reichsthaler. Am 16. Februar 1833 kaufte sie sein Sohn Carl Samuel Merschel für
100 Thaler. Derselbe war am 12. September 1815 geboren und zuerst mit einer
Jauernick aus Pantzkau verheiratet. Seine zweite Frau war Christiane
Roßdeutscher aus Schönbach, welche 1886 im Alter von 67 Jahren starb. Im Jahre
1847 hatte er von dem Kretschamgrundstück 3½ Morgen dazugekauft. Am 15. Juni
1897 verkaufte er die Stelle für 5800 Mark, es gehörte noch 5 Morgen Sablather
Acker dazu, an seinen Schwiegersohn, den Zimmermann und Maschineneführer
Herrmann Heinrich aus Klein-Bauditz. Dieser war am 3. Oktober 1856 geboren und
heiratete am 12. Oktober 1880 die Louise Merschel, welche am 20. Februar 1855
geboren worden war. Samuel Merschel war ein fleißiger , braver Mann, der am 31.
März 1900 im Alter von 85 Jahren starb. Herrmann Heinrich verkaufte am 12.
Dezember 1923 die Wirtschaft seiner Tochter, der Kriegerwitwe Martha Hermann.
Vor der Ablösung waren von dieser Stelle jährlich 24 Sgr. Grundzins
zu zahlen, zwei PaarHühner und ein halbes Schock Eier zu liefern resp. abzugeben
und 8 Stück Garn zu spinnen, wofür 2 Sgr. Spinngeld für das Stück vergütet wurde.
Die Erntearbeit wurden von den Gärtnern gegen die 11. Mandel und der Ausdrusch
für den 18. Scheffel verrichtet.
Zum Schluß soll noch der Auszug genannt werden, welchen
Merschel seinem Vater zu geben verpflichtet war außer freier Wohnung im
Auszugsstübel hatte er jährlich 1½ Scheffel alt Breslauer Maß Brotgetreide halb
Roggen und Gerste, sechs Metzen altes Maß Weizen, sechs Sack Kartoffeln, sechs
Quart altes Maß Winterbutter, den dritten Teil des Obstes und täglich ein Quart
gute Milch zu liefern.
Als erster Besitzer der nächsten Stelle nennt Lehrer Schrodt den
George Heinke, vielleicht ein Nachkomme des Schulzen im 30 jährigen Kriege. Zur
Zeit der Separation 1799 wird die Größe der Stelle mit 4 Morgen 18 Quadratruten
angegeben und als Besitzer der Gärtner Neugebauer. Später folgte Gottlob Püschel,
welcher die Feldzüge 1806 - 13 mitmachte. Die älteste Tochter heiratete den
Knecht Friedrich Guske, welcher die Stelle übernahm. Dann kaufte dieselbe der
Bauergutsbesitzer Hindemith, Gut Nr. 14 und darauf der Kretschmer Guder.
Schließlich erwarb sie Ernst Jäschke, welcher am 26. Januar 1839 geboren war. Er
war mit Karoline Fischer verheiratet, welche 1908 im Alter von 68 Jahren starb.
Eine Zeit lang betrieb das Ehepaar die Bäckerei. Am 16 Juli 1917 starb Ernst
Jäschke im Alter von 78 Jahren. von ihm kaufte sein Sohn, der Mühlenbauer Ernst
Jäschke, welcher einen Geflügel- und Eierhandel mit seiner Frau einrichtete. Da
Jäschke nach Breslau ziehen wollte, verkaufte er seine Wirtschaft. Die Gebäude
wurden vom Gemeindevorsteher Stumpfe und der Acker vom Dominium erworben.