Folge 7
Im Jahre 1662 am 5. Mai wurde das zwei Huben groe Gut,
welches den hinterlassenen Kindern des Hans Dobrisch, Anna und Eva gehörte, von
den Vormndern derselben, Hans Faßnacht und Merten Dobrisch, an Christof Vogt
daselbst um 450 kleine Mark zu 32 Groschen verkauft. Als Erbscholz wird Melchior
Schubert genannt und als geschworene Schöffen Christof Dobrisch, George Hoffmann
und George Vogt. Am 6. Oktober 1690 starb der älteste Sohn des Bauern und
Gerichtsgeschworenen Christof Vogt, Georg im Alter von 20 Jahren 24 Wochen.
Bei der Rechnung vom Jahre 1707 werden bei Christof Vogt für das
zwei Hubengut 5 Thaler 12 Groschen an Erbzinsen genannt.
Im Jahre 1756 ist als Besitzer dieses Gutes Friedrich Weigel
eingetragen. In dem Separationsreceß vom Jahre 1799 ist als Besitzer des 140½
Morgen großen Gutes Samuel Vogt erwähnt. Ihm folgte Gottlob Vogt, welcher 1832
starb. Sein Sohn Johann Gottlob Vogt erlernte die Oekonomie, verheiratete sich
dann mit Maria Susanna Jungnitsch und starb 1851. Diese übernahm das Gut für
2859 Thaler 10 Sgr. und heiratete den Samuel Hindemith aus Lüssen bei Striegau.
Am 4. November 1860 starb Maria Susanna Hindemith und hinterließ das Gut ihrem
Sohneaus erster Ehe August Vogt für 10000 Thaler. Dieser baute 1869 und 1873 die
Scheuer massiv auf und 1874 an Stelle des alten Auszugshauses ein Arbeiterhaus.
Im Herbst 1879 kaufe er dem 80 Jahre alten Freistellenbesitzer Asch für 4200
Mark sein Grundstück ab. Er riß das baufällige alte Wohnhaus und
Wirtschaftsgebäude nieder und legte an dieser Stelle einen Garten an. Nach
seinem Tode wirtschaftete seine Witwe weiter. Die einzige Tochter Auguste
verheiratete sich später mit Paul Kosmahly aus Kriewen Provinz Posen, welcher in
Tschammendorf Beamter gewesen war. Einige Jahre darauf übernahm er das Gut,
welches durch Zukauf des Kramsackers und der Aschstelle 160 Morgen groß geworden
war. Nach der Zusammenlegung verkaufte er dasselbe und zwar den Morgen für 750
Mark an den Erbscholtiseibesitzer Emil Scholz hierselbst, während es selbst in
Schweinitz hiesigen Kreises ein größeres Gut erwarb.
das Mühlengrundstück Nr. 16.
Das Mühlengrundstück wurde am 20.
März 1847 von Gottlieb Dutschke begründet und neu aufgebaut. Von dem Besitzer
des Gutes Nr. 3, Carl Pusch, wuren dem Dutschke 3 Morgen Acker in Erbpacht
gegeben, wofür jährlich ein erbzins von 45 Thalern zu zahlen waren. Dutschke
ging zu Grunde. Der nächste Inhaber war Carl Anton. Dieser erwarb bei der
Dismembration des Kretschamgrundstücks Nr. 7 am 4. September 1847 sechs Scheffel
oder Morgen Acker. Am 6. August 1852 kaufte die Mühle Ernst Ferdinand Dachmann
für 1800 Thaler. Da Dachmann auf keinen grünen Zweig kam, mußte Anton die Mühle
wieder zurücknehmen.
Am 9.3. 1854 erwarb dieselbe Gottlieb Ilchmann aus Buchwald für
1500 Thaler.
Im Jahre 1888 übernahm Albert Ilchmann die Mühle von seinem Vater,
der durch Zukauf die Wirtschaft auf 24 Morgen vergrößert hatte. Der Kaufpreis
betrug 5500 Thaler und ein Auszug von 1000 Thaler. nach und nach brachte Albert
Ilchmann durch großen Fleiß die Wirtschaft in die Höhe und kaufte noch 46 Morgen
dazu. Dazu kamen noch 25 Morgen Pachtacker von Tischlermeister Gustav Seerich
hierselbst, wofür er je nach Güte des Ackers 21 - 24 und 36 Mark Pacht zahlte.
Er bewirtschaftete also neben seiner gut gehenden Mühle 95 Morgen Acker bis
1920. Verehelicht ist er mit einer Tochter des hierselbst verstorbenen
Gutsbesitzer Priesner.
Im Jahre 1910 hatte Ilchmann von der Stellenbesitzerswitwe
Schneider die Freistelle Nr. 2 mit 17 Morgen Acker für 15 500 Mark gekauft.
Im Juli 1920 verheiratete er seine Tochter Magdalene mit dem
Gutsbesitzerssohn Fritz Tschentscher aus Obsendorf und übergab demselben die
ursprüngliche Mühlenwirtschaft mit 38 Morgen Acker für 38 000 Mark. Tschtscher
kaufte sofort von dem Tischlerpachtacker 22 Morgen zu 750 Mark den Morgen dazu,
sodaß die Wirtschaft jetzt 60 Morgen groß ist.
Albert Ilchmann behielt vorläufig seine Mühle, die er mit der
Schneiderstelle zusammenlegte, im ganzen 18 Morgen bis zum 1. Juli 1922, an
welchem Tage er seinem Sohne Martin, geboren im Januar 1891, verkaufte. 14
Morgen seines Jenkwitzer Ackers hatte Seerich Jenkwitz für 750 Mark pro Morgen
gekauft.
Die Freistellen, Gärtner, Häusler und Inwohner.
Knapp führt in seiner Abhandlung über die
Bauernbefreiung auf Seite 7 aus, daß die Gärtner, welche nach den Gärten oder
Wurthen, Stücken Ackers in der Feldflur, die bei der Hufenvermessung übrig
blieben, benannt wurden und sich aus der Nachkommenschaft der hörigen Kmethen
rekrutierten. Vielfach wurden diese Stellen aber auch oft in späteren
Jahrhunderten gebildet, besonders aber in der Zeit nach dem 30 jährigen Kriege,
wie Zierkursch in seinen Werke: 100 Jahre schlesischer Agrargeschichte, angibt.
Nach den Forschungen Gerhard Pfeiffers bestanden in Tschammendorf
bereits im 14. Jahrhundert außer den größeren Gütern zwei Gärtnerstellen. Auch
nach der vom Jahre 1562 gezogenen Rechnung des halben DorfesTschammendorf haben
damals zwei selbständige Gärtnerstellen existiert: nämlich diejenigen von Franz
Wolff, der 8 Weißgroschen zinset und von Hans Khrann, der 6 Weißgroschen zinset.
Außerdem ist bei dem Gute Nr. 4 ein Garten angegeben, der zu 8
Weißgroschen Zinsen veranlangt ist. Wenn man hört, daß ein Bauerngut in
Tschammendorf 32 Weißgroschen für die Hube an Zins zu entrichten hat, so kann
man wenigstens einigermaßen Schlüsse auf die Größe der Gärtnerstellen ziehen.
Nach dem 30 jährigen Kriege vermehren sich die Gärtnerstellen: Hans
Kügler restierte von seinem Erbgarten von 1634 bis 1644 Zinsen 1 Thaler 28 Gr.
Merten Dobrisch iczo George Gräber restierte vom Garten . . . . . Hans Neumann
restierte von seinem Garten, so eine lange Zeit wüste gelegen von 1634 bis 1658
an 4 Thaler. Peter Vogt itzo George Vogt restiert vom Garten von 1634 - 1644 an
5 Thaler 12 Groschen. Nickel Kran restierte von seinem Garten 1634 - 1651 an 6
Thaler. Casper Kran von seinem Garten von 1634 - 1647 6 Thaler 24 Groschen und
der Schmied von der Schmiede, so der Gemeinde erblich ist von 1634 - 1648 an 20
Thaler.
Am 12. Februar 1692 verheiratete der Schmiedemeister Hans Cunrath
seine Tochter Eva mit dem Bürger und Rotgärber Georg Purmann in Neumarkt. Vom
Jahre 1695 - 1699 sterben dem Schmiede Friedrich Pfeiffer vier Kinder.
1668 starb der Inwohner George Reiße 75 Jahre alt. 1689 hören wir
von dem Erbsassen und Schneider Heinrich Klippel. Im Jahre 1690 wird der
Oelschläger und Gerichtsälteste George Vogt im Alter von 77 Jahren begraben.
Im Jahre 1737 stirbt der Erbsaß und Oelschläger Hans Wolff im Alter
von 78 Jahren. Im Jahre 1692 starb die nachgelassene Wittib Ursula des
Freigärtners weyland Hans Kügler 72 Jahre alt. Ein jahr darauf starb der
Mitwohner Baltzer Franz, welcher durch Einschlagung eines Gewitters bei Herrn
George Hentze in der Scheuer elendiglich in dem Feuer umgekommen. 1704 stirbt
Elisabeth, die Ehewirtin des Mitwohners und Webers hans Hampel im Alter von 41
Jahren. 1738 stirbt der Einwohner und Schuhmacher Daniel Littmann im Alter von
54 Jahren. Am 17. Juli 1723 ist der arbeitsame Johann Martin, ein Einwohner und
Zimmermann, welcher mit einem Kirschbaume umgebrochen und auf der Stelle tot
geblieben, begraben worden. Nach diesen Mitteilungen kehren wir wieder zu den
Rechnungsbüchern der Stadt Breslau zurück. Wir finden im jahre 1707 den Bauern
Hans Rodler mit einem Garten genannt, George Kirsche zinst vom garten 8 Groschen,
George Gräber vom Garten 6 Groschen, Hans neumann vom Garten 6 Groschen, George
Voigt vom Garten 24 Groschen. Im jahre 1740 zinset David Thomas, der Besitzer
eines dre Huben Gutes von seinem Garten 24 Groschen und von Gräberschen Garten 6
Groschen. george Knorschke von seinem garten zinset 8 Groschen. Gottfried
Knöffel vom Garten 30 Groschen und hans Wolff einen Thaler. Hausleutezins
beträgt von vier Paaren zu 6 Sgr. ein Thaler.
Im Kataster von 1742 werden als Gärtner genannt: 1. George Krusche, 2.
Gottfried Knöfel, der Messerschmied, 3. Friedrich Casper. Diese haben an Aussaat
10 Metzen Weizen, 3 Scheffel 6 Metzen Korn, 2 Scheffel 6 Metzen Hafer, 1
Scheffel 10 Metzen gerste. An Vieh sind vorhanden drei Kühe.
Häusler werden aufgeführt: 1. Gottfried Schubert, der Schmied, 2.
Martin Mese, der Schuster, 3. Friedrich Casper Siebel, der Schäfer und Friedrich
Beilich, der Hirte. In Ober-Tschammendorf sind verseichnet: 1. Dreschgärtner
Georg Hanke, 2. Kretschmer Gottlieb Rauer, 3. Schäfer heinrich Gröger und 4.
Brauer Hans Kristian Kügler.
Die Freigärtner oder Freisteller mit weniger Acker und Gartenland
waren fast ganz dienstfrei und erhielten für die Gutsarbeit einen Anteil am
Ertrage. Die Dreschgärtner und Häusler bildeten den eigentlichen Stamm der
Gutsarbeiter. Sie besorgten die Getreideernte und den Ausdrusch.
Von der Freigärtnerstelle Nr. 2 wird im jahre 1707 als Besitzer
George Kirsche genannt, von dem wir bereits vorher gehört haben, wie hoch sich
sein Zins an die Stadt Breslau belief. Im Jahre 1740 wird hans Knorschke und
zwei Jahre darauf George Krusche als Besitzer aufgeführt. Bei der Separation
1799 wird die Größe, der dem George Friedrich Erfurth jetzt gehörenden Stelle
mit 135 Quadratruten angegeben. Der nächste Besitzer Gottlob Vogt erwarb bei der
Dismembration des Gutes Nr. 7 am 4. September 1847 an 6 Scheffel Acker. Johann
GottlobVogt starb am 23. Juli 1868 und erwarb am 12. Februar 1869 der Monteur
Heinrich Schneider die Stelle. Er heiratete die Tochter seines Vorgängers und
baute 1875 ein neues Wohnhaus, da das alte baufällig war. Im Jahre 1910 kaufte
Albert Ilchmann von der Witwe Schneider die auf 17 Morgen vergrößerte Stelle für
15 500 Mark. Im Jahre 1922 kaufte sein Sohn Martin die Windmühle mit der
Schneiderstelle. Gesamtgröße jetzt 18 Morgen.
Im Jahre 1577 wird beim Verkauf des Gutes Nr. 6 als Besitzer der
Freistelle Nr. 5 Blasius Heinze genannt. Um 1740 ist George Herrmann Besitzer
der Stelle, wie Lehrer Schrodt in seiner Aufzeichnung von Tschammendorf angibt.
Bei der Separation 1799 gehörte die 8 Morgen 61 Qudaratruten große Stelle dem
Gottlieb Rauer. Im folgte Gottfried Rauer, der 1836 starb. Benjamin Berndt ewarb
von den Rauerschen Erben 1841 die Stelle mit einem Garten und 7½ Scheffel
Aussaat auf dem Felde für 920 Thaler. Die Witwe Rauer zog zuerst nach Berndorf
und wanderte 1853 mit einem Sohn und zwei Töchtern nach Amerika aus. Am 26 April
1873 starb Rosina Helene Berndt, die Ehefrau des Benjamin Berndt an den Pocken.
Deren Tochter heiratete den Zimmermann Ernst Jakob, der die Stelle übernahm und
im Oktober 1903 im Alter von 65 Jahren starb, während seine Ehefrau Ernestine im
Dezmber 1907 im Alter von 63 Jahren starb.
Die Stelle erwarb ihr Schwiegersohn Katzner, der ihre Tochter
Auguste geheiratet hatte, welche aber schon am 15. Dezember 1905 im Alter von 27
Jahren starb. Katzner verkaufte 1907 die Stelle mit 15 Morgen Acker dem
Amtsvorsteher Robert Scholz, welcher sie 1909 seinem Sohne Alfred
weiterverkaufte, während Katzner sich in Polsnitz bei Kanth eine Stelle kaufte.