Folge 6

Im Jahre 1875 war dem Gutsbesitzer Hampel vom Magistrat Breslau die Benutzung des Auenfleckes vor seinem Grundstück gegen eine jährliche Gebühr von 1 Mark überlassen worden.
   Max Hampel, der älteste Sohn des verstorbenen Gutsbesitzers Gustav Hampel wurde am 17. Juli 1867 geboren. Er besuchte zuerst die hiesige Schule und darauf die höhere Bürgerschule in Neumarkt. Er erlernte die Landwirtschaft und trat dann alsFreiwilliger beim Husaren-Regiment von Schill in Ohlau ein. Später übernahm er das väterliche Gut und kaufte die Stelle des Ernst Dorn, welcher 1909 starb, von dessen Sohn, da dieser sich in Krintsch ein größeres Gut gekauft hatte. Auch erwarb er von Gutsbesitzer Emil Scholz die Gebäude der Hermsdorfstelle. Lange Jahre wirkte er als Schiedsmann und bekleidete das Schöffenamt. Auch war er im Aufsichtsrat der Tschammendorfer Raif-Eisenkasse tätig. Er starb am 11. September 1928. Das Gut erbte seine Ehefrau Meta geborene Pohl und seine Kinder Max und Clara.

Das Gut Nr. 10.

 Im Schöffenbuch wird bei einem Verkauf im Jahre 1585 Barthel Hornig als Besitzer dieses Gutes genannt. Bei den Restanten des Gutes Tschammendorf vom Jahre 1634 - 1647 wird Adam Hornig itzo Christof Dobrisch mit 100 Thalern 20 Groschen im Rückstande abgegeben, wie in der Rechnung von 1655 specificiert zu befinden.
   Am 8. November 1673 kaufte Nickel Dobrisch von seinem Vater Christof mit der Tillerey vier Huben weniger ein Viertel Acker vor 850 kleine Mark, wie es steht und liegt zwischen Christof Hoffmann und Christof Littmann. Nachstehend der Kaufvertrag:
   Im Namen der heyligen Hochgelobten Dreyfaltigkeit ist heute dato den achten Novembris Anno Sechzehnhundertdreiundsiebzig bis auf hochgünstige Zulassung und genehmhaben der gestrengen Obrigkeit an dero Zinsen, Diensten, Ehrungen, Ob und Botmässigkeiten unschädlich vor den ordentlichen Gerichten zu Tschammendorf ein aufrichtiger und unwiderruflicher Erbkauf abgeredet, beschlossen und vollzogen worden folgender Gestalt und also
   Es verkauft der arbeitsame Christof Dobrisch sein Gut mit der sogenannten Tillerey bestehend in vier Huben weniger ein Viertel Acker an Gebäuden und Hofreithey gelegen zwischen Christof Hoffmanns und Littmanns Güterei und Hofreithey, mit all denen Rechten und Gerechtigkeiten, wie solches in seinen Reinen, Gränzen und Zäunen befinden, dem auch arbeitsamen Nickol Dobrisch seinem Sohne als Käufern, in einer gewissen Kaufsumme, benentlich vor Achthundertund fünfzig kleine Mark, die Mark pro 32 gr. und den Groschen pro 12 Heller, gerechnet und giebt Käufer bei der Verreichung des Kaufs Einhundertfünfzig kleine Mark, hernach anno 1675 Termino Faßnacht einhundert kleine Mark. Da aber Käufer mit der Zahlung fortzukommen nicht getraute, soll er fünfzig Mark geben und ferner alle Jahre Termino Faßnacht bis zur Bezahlung der völligen Kaufsumme fünfzig Mark erlegen. Bey solchem Gute läßt Verkäufer dem Käufer an Gesaaten, Getreyde, Vieh und alles, wie es steht und liegt und wie Käufer solches in Augenschein genommen, dagegen zeugt ihm der Vater und Mutter aus das Tillerhaus sambt der Gräserei in dem Garten, item vier Beete Acker hinter dem Garten im Mittelfelde, im Niederfelde das Birnbaumstücke, das Vordergewende und das dritte Stück im Oberfelde am Kirchwege. Mehr giebt Käufer seinem Vater ein gemästet Schwein, zwei Wiesenflecklein beim kleinen Furthe, das Schar in der sogenannten hinter Mamuckel. Den Acker soll Käufer auch schuldig sein allemahl ohne Entgeld zuzurichten.
   Die oben erwänte Tillerey war eine halbe Hube groß und hatte nach dem Einkommenverzeichnis von 1562 dem Caspar Tiller gehört, welcher dafür jährlich 32 Weißgroschen an Zins zu entrichten hatte. Im Jahre 1571 am Mittwoch nach Mariä Geburt hatte dieser sein Gut für 362 Mark an seinen Sohn Mertin Tiller verkauft. In dem Schöffenbuch Seite 19 heißt es, er verkaufte fünf viertel Erbes. Im Jahre 1597 verkaufte Mertin Tiller an Barthel Hornig und wurde dadurch die Tillerey mit dem Gute Nr. 10 für immer verbunden.
   Am 22. Juli 1677 übernahm George Faßnacht das Gut von Nikol Dobrisch um 1300 liegnitzsche Mark. In dem Kataster aus dem Jahre 1742 wird noch als Besitzer ein George Faßnacht erwähnt, obgleich nach einer Eintragung im Schöffenbuche Seite 387 George Faßnacht am 2. Februar 1721 sein Gut von 3  3/4 Huben seiner Frau, einer geborenen Dobrisch vermachte hat mit der Bedingung, dass später sein Eidam George Vogt aus Buchwald das Gut für 2100 Thaler kaufen sollte.
   Gleich darauf ist George Böhm Besitzer des Gutes, welchem Gottlob Vogt folgte. Dessen einzige Tochter Maria Rosina verheiratete sich mit einem Beamten Namens Paschke, welcher nach dem Tode des Schwiegervaters das Gut übernahm, aber nur kurze Zeit bewirtschaftete. Er starb und sein Witwe verheiratete sich 1820 mit dem Bauernsohn Gottlob Siegert aus Metschkau. Sie hatte das Gut aus väterlicher Erbschaft für 1920 Thaler übernommen. Aus erster Ehe hatte sie eine Tochter, welche am 7. Februar 1817 geboren worden war. Diese, Louise mit Namen, verheiratete sich mit dem Gasthofbesitzer Carl Walter in Parchwitz, welcher am 1. Oktober 1808 geboren worden war. Aus zweiter Ehe stammten zwei Söhne Eduard und Wilhelm, die nacheinander 1851 und 1852 am Nervenfieber im Alter von 22 Jahren starben.
   Am 28. Januar 1865 starb die sehr geachtete Bauergutsbesitzerwitwe Maria Rosina Siegert, nachdem sie ihr Gut testamentarisch iherer ältesten Enkelin Anna Walter hinterlassen hatte. Im Jahre 1867 wurde das Stallgebäude von Carl Walter neu gebaut. Fünf Jahre darauf wurde der Garten mit einem neuen Zaum umgeben und das alte Torhaus niedergerissen. Im Jahre 1874 wurde das Auszugshaus, jetzt Wohnhaus neu gebaut.

   Im Jahre 1875 vermählte sich Anna Walter mit Robert Scholz, welcher am 10. November 1845 zu Gränowitz, Kreis Liegnitz als Sohn des Bauergutsbesitzers Samuel Scholz und dessen Ehefrau Marie geborene Willenberg, geboren worden war. nach seiner Schulzeit erlernte er die Landwirtschaft und war auf verschiedenen Gütern unter anderen auch hier in Tschammendorf und Jerschendorf als Beamter tätig. Wie geachtet er war zeigt, daß er bereits ein Jahr nach seiner Verheiratung 1876 zum Schiedsmann gewählt wurde. Seinen Militärdienst hatte er beim Dragoner-Regiment Nr. 8 in Bernstadt abgeleistet und hatte den Krieg 1870-71 beim Husaren-Regiment von Schill mitgemacht. Er war ein sehr fleißiger und tüchtiger Landwirt und ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des landwirtschaftlichen Vereins in Kostenblut. Außerdem war er Kreistaxator, Gemeindevorsteher, Standesbeamter, Amtsvorsteher und Kreistagsabgeordneter.
   Carl Walter war am 8. September 1897 im Alter von 89 Jahren und seine Ehefrau Louise geborene Paschke am 6. Januar 1904 im Alter von 87 Jahren gestorben.
   Robert Scholz kaufte im Jahre 1903 das Gut Nr. 8 hinzu und erwarb auch die Kaßnerstelle, um beides dann seinem Sohne Alfred Scholz im Jahre 1909 zu übergeben. Im Jahre 1908 hatte er sich durch das Baugeschäft Hoffmann in Kostenblu ein Auszugshaus vor dem Gut Nr. 8 erbauen lassen, welches er dann bezog. Im Jahre 1910 übergab er sein Gut Nr. 10 seinem Sohne Wilhelm Scholz, welcher am 9. Juni 1878 geboren war, für 600 Mark den Morgen. Dieser hatte, nachdem er sich das Einjährige Dienstzeugnis erworben, die Landwirtschaft erlernt und war dann als Beamter tätig, bis er das Gut übernahm.
   Im Mai 1910 vermählte er sich mit Anna, der Tochter des Gutsbesitzers Phol aus Groß Mochbern, Kreis Breslau. Sie schenkte ihm seinen Sohn Walter, den zukünftigen Besitzer des Gutes, der in Liegnitz die Schule besuchte und dann die Landwirtschaft erlernte.
 Robert Scholz war auch der Gründer und langjährige Vorsitzende der Raiffeisen-Spar- und Darlehnskasse in Tschammendorf. Er starb nach einem arbeitsreichen und gesegneten Leben im Alter von 74 Jahre am 28. Januar 1920.
   Sein Sohn Wilhelm folgte ihm im Alter von 43 Jahren im Tode nach. Er starb als Opfer des Weltkrieges an den Folgen einer Verschüttung an der Westfront. Im Jahre 1921 verpachtete die Witwe das Gut ihrem Schwager Georg Gnieser, der aber auch zeitig starb.

Das Gut Nr. 14.

   Am 23. Mai 1586 verkaufte Simon Wolff an Hans Dobrisch aus Niedermaois seine 2½ Huben zwischen dem Scholzen Hans Kranz und Mertin Gräber gelegen für 1700 kleine Mark. In dem Einkommenverzeichnis vom Jahre 1578 lesen wir, daß Andreas Wolff, wahrscheinlich der Vater des vorgenannten Simon Wolff, für sein 2¼ Huben großes Gut 5 Thaler 4 Groschen zu zinsen hatte.
   Am 1. Juni 1621 verkaufte Hans Dobrisch an seinen Sohn Chrsitof sein 2 Huben großes Gut für 1200 kleine Mark. In dem Schöffenbuche von Tschammendorf findet sich aus dem Jahre 1659 vom 10. November auf Seite 292 ein Inventar der Verlassenschaft des Hans Dobrisch: An barem Gelde ist gefunden worden 40 Dukaten und an kleinem Gelde 26 Thaler. Davon haben die Vormünder 6 Thaler für nötige Ausgaben an sich genommen. Mehr ist von der ältesten Tochter und der Ehefrau gefunden worden 12 Dukaten und 12 ganze Thaler. Außerdem war von dem Verstorbenen an Geld und Getreide nachfolgendes ausgeliehen worden. Hans Barthel von Bockau ist schuldig  30 Thaler. Item vier Scheffel Weizen oder dafür 8 Thaler. Christof Prasse aus Neumarkt 5 Thaler. Hans Gürtler von Neumarkt 2½ Thaler. Hans Kunt von Metschkau ist schuldig 2 Scheffel Korn, wiederum ein Scheffel Hafer. X. Y. von Bockau Christof Schmidt von Niedermois 1 Scheffel Hafer. Der Kretschmer von Kostenblut 1 Scheffel Hafer. Hans Schindel von Tschammendorf 1½ Scheffel Korn. Hans Rot von Breslau 2 Scheffel Korn, wiederum ein Scheffel Hafer. X. Y. von Bockau je ein Scheffel Korn, Gerste und Hafer. Merten Dobrisch von Tschammendorf 1 Scheffel Gerste. Andreas Alter von Tschammendorf je ein Scheffel Korn und Gerste. An Vieh verblieben fünf ziehende Pferde, ein jähriges Fohlen, ein heurig Füllen. Fünf melke Kühe, ein dreijähriger Ochse und vier jährige Kälber, fünf Schweine und sieben Ferkel, 27 Gänse, 8 Hühner und 1 Haushahn. An Bettgewand und Leinengerät 15 Bällchen kleine Leinwand, darunter ein gar kleines, ein Stück Zwillich von fünf Ellen, ein Tryllach, vier Tischtücher, ein Handtuch, vier Bleichstücke grobe Leinwand, ein Oberzichen, zwei Kinderzichen, ein Oberbette, zwei Pfülen und Unterbette, zwei Kinderbette. Das Knechtbette, ein Oberbette und Pfüle. Das Jungenbette. Ein Sack voll geschlissener Federn. Eine Tonne voll ungeschlissener Federn, 15 Kloben Flachs, 8 neue Säcke und 9 alte. An Ackergeräten und Wagen: Zwei beschlagene Wagen sambt den Ernte- und Holzleitern wie auch den Mistbrettern. Vier Geschirre, drei Riemen Sielen, ein Riemsel, ein Sattel, zwei Pflüge, ein Ruhrhaken.

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