Folge 5
Solange die Niederlage der Peterwitzer Zuckerfabrik in
Tschammendorf bestand, hatte Eduard Lorenz und später sein Sohn Paul dieselbe zu
verwalten. Aus dem Orte selbst und den Nachbarorten wurden die Zuckerrüben
während der Ernte hierher geliefert und später , wenn die Feldarbeit beendet
war, nach der Zuckerfabrik gefahren. Die Rübenwage und der Rübenplan befand sich
am Ostausgang des Ortes auf einem von dem Gutsbesitzer Hampel gepachteten
Ackerstück.
Eduard Lorenz starb im Jahre 1904. Sein Nachfolger war sein Sohn
Paul Lorenz, der 1879 geboren ist, und von seinem Vater Gasthaus, Stellmscherei
und Laden für 12000 Mark übernahm.
Im Jahre 1905 heiratete er und baute 1912 anstelle der Kegelbahn
ein neues Gasthaus mit Parkettsaal für 18000 Mark. Das Gasthaus erhielt den
Namen zur Kaisereiche, da es gegenüber der im Jahre 1807 gepflanzten Kaisereiche
lag, die zum Gedächtnis an den 100 jährigen Geburtstag Kaiser Wilhelm I. neben
dem alten Steinkreuz gesetzt worden war.
Paul Lorenz machte den Weltkrieg an der Ost und Westfront bei
verschiedenen Truppengattungen mit.
Im jahre 1928 wurde das alte Gasthaus, in welchem jetzt die
Stellmacherei untergebracht ist, renoviert.
Das Gut Nr. 8.
Im Schöffenbuch Seite 43 ist verzeichnet, daß am Tage
Johannis des Täufers 1563 Hans Henke sein Gut drei Huben groß um 700 kleine Mark
zu 32 Groschen an seinen Sohn Mertin verkauft hat. Hans Henke auch Heinigke war
der Sohn des Erbscholzen Melchior Heinigke aus Obermois. Als Inventar des Gutes
werden angegeben: 6 Pferde, 8 Rinder gelte und melke, 50 Schafe und drei
beschlagene Wagen. In der Rechnung vom Jahre 1655 ist Andreas Alter als Besitzer
genannt, während Merten Henke bereits 1636 als Scholz erwähnt wird.
Am 28. April 1663 verkaufte Andreas Alter sein drei Huben großes
abgebranntes und bisher unaufgebautes, wüstes Gut um 200 Liegnitzer Mark zu 32
Groschen gerechnet an George Hoffmann. Das Gehöft lag neben Peter Hoffmanns Gut
an der Mittelgasse und war im 30 jährigen Kriege, ebenso wie die Stacherei, Anno
1632 von den Croaten angezündet worden. In dem Kaufvertrag war die Bestimmung
aufgenommen worden, daß das Gut in zwei Jahren völlig aufgebaut werden sollte.
Falls der Vertrag nicht gehalten würde, müßte von dem brechenden Teil eine Pön
(Strafe) erlegt werden, und zwar sollten erhalten der Herr Verwalter 4 Scheffel
Hafer, der Amtmann 2 Dukaten, der Scholz ein Kleid von gutem Tuch und die
Gerichte ein Achtel Bier und eine halbe Mandel Korn. Nach dem
Schöffenbuche Seite 309 besaß Andreas Alter noch einen Niedergarten und Häuslein
samt drei Stück Acker, welche er dem Hans Hermann um 125 kleine Mark verkaufte.
George Hoffmann war Gerichtsgeschworener und starb im Alter von 79
Jahren. Er wurde am 14. Dezember 1728 in Kostenblut begraben. Seine Witwe Maria
verkaufte das Gut am 25. Juni 1729 an ihren Sohn Gottfried. Das Gut war damals
noch drei Huben groß und wurde mit 1200 Thaler schlesische zu 36 Groschen zu 12
Heller bezahlt. Gottfried Hoffmann verkaufte am 1. Juni 1734 an seinen Schwager
Daniel Thomas für 2000 Thaler, welcher am 7.Mai 1751 im Alter von 59 Jahren
starb.
Ein späterer Besitzer war Johann
Gottfried Tschirner aus Preilsdorf, Kreis Schweidnitz, der am 21. Juni 1852
starb. Seine Ehefrau Maria Rosina geborenen Hoffmann. Sie hatte keineKinder.
Daher nahm sie seiner Schwester Sohn der verehelichten Carl Tschepe aus Bauergut
Nr. 4 an. Im Jahre 1846 wurde dem Carl Julius Tschepe das Gut für 3500
Thaler überlassen mit der Bestimmung, dass er 1500 Thaler an seine Verwandten
herauszahlen sollte. Er setzte außerdem ein Vermächtnis von 50 Thalern aus, von
dessen Zinsen Dorfarme unterstützt werden sollten. Tschepe wurde Gerichtsscholz,
da Schmidt für unfähig erklärt wurde das Scholzenamt zu führen. Am 16.
Februar 1857 starb die Frau des Julius Tschepe, Caroline geborene Jessenberg. Am
15. September 1878 verkaufte Tschepe, nachdem er sehr heruntergekommen war. Das
Gut wurde dismembriert und kaufte Rittergutsbesitzer Wuthe Jerschendorf 27
Morgen, Robert Scholz 47 Morgen, Jakob 3 Morgen, Achtzehn 10 Morgen, Julius Vogt
6 Morgen, Langner 5 Morgen, Seerich 6 Morgen, Köhler Zuckelnick 4 Morgen;
zusammen 118 Morgen.
Das Restgrundstück kaufte am 28. Juni 1880 der Schmiedemeister
August Glaubitz aus Ossig für den Preis von 47100 Mark. Hierzu gehörten noch 72
Morgen Acker und 8 Morgen Wiese und Busch. Als im Jahre 1881 Hainke sein Gut Nr.
4 dismembrierte, kaufte Glaubitz davon zu seiner Wirtschaft 40 Morgen hinzu.
Glaubitz brachte ebenso wie Priesner sein Gut durch Fleiß wieder auf die Höhe.
Da er nur eine Tochter und keinen männlichen Nachfolger hatte, verkaufte er am
1. Juli 1903 sein Gut an Amtsvorsteher Robert Scholz. Dieser kaufte im Jahre
1907 die Kaßnerstelle mit 15 Morgen dazu.
Am 1. Januar 1909 verkaufte Robert Scholz das Gut mit 600 Mark für
den Morgen seinem Sohne Alfred. Dieser heiratete am 8. September 1910 die
Gutsbesitzertochter Elfriede Schmidt aus Groß Baudis. Bei der Ackerumlegung
wurde ihm von seinem Vater aus dem Gute Nr. 10 ungefähr drei Morgen abgegeben.
Im Jahre 1910 kaufte er von dem Gutsbesitzer Josef Scholz aus Kostenblut 12½
Morgen für 500 Mark den Morgen dazu. Am 1. Juli 1919 erwarb er von dem
Besitzer Scholz aus Zuckelnick 5½ Morgen Acker zu 15000 Mark und 2 Morgen Wiese
zu 1800 Mark. das Gut hat jetzt eine Größe von 179 Morgen.
Alfred Scholz hatte seinen Militärdienst beim Leibkürassier-Regiment
in Breslau abgeleistet und hat auch den Weltkrieg mitgemacht. Er ist seit einer
Reihe von Jahren Standesbeamter, außerdem ist er jetzt auch
Amtsvorsteher-Stellvertreter. Seit längerer Zeit ist er Mitglied des Kreistages.
Das Gut Nr. 9.
Nach einer Eintragung im
Schöffenbuche Seite 59 kaufte Adam Dobrisch von den Geschwistern Hans und Merten
Dobrisch drei Huben Ackers für 1600 Mark zwischen Merten Heinke und Barthel
Hornig gelegen. Der Kauf erfolgte Anno 1585. Im Stadtarchiv in Breslau befindet
sich in den losen Akten der Stadtlandgüter unter dem Signum B 6 eine Notiz, dass
vom Jahre 1632 - 1640 Peter Hoffmanns Erben aus Tschammendorf 56 Thaler Erbzins
zu zahlen haben. Nach der Rechnung vom Jahre 1655 restierten sie von 1641 - 1647
an Gelde 48 Thaler.
Es ist anzunehmen, daß Peter Hoffmann der Nachfolger von Adam
Dobrisch gewesen ist.
Am 14. Dezember 1666 verkaufte nach einer Eintragung im
Schöffenbuch auf Seite 305 die Anna Hoffmann weyland Peter Hoffmanns
hinterlassene Wittib ihr Gut von drei Huben Ackers zwischen Christof Dobrisch
und Geoege Hoffmann an Christof Littmann aus Keulendorf um 700 kleine Mark.
Am 16. September 1694 gab der Gerichtsgeschworene Christof Littmann
seine Tochter Rosina dem Andreas Weyrauch, des Georg Weyrauch Bürger und
Vorwerksherrensohn zu Altjauer zur Frau. Beistände sind Georg Faßnacht und Georg
Hoffmann Gerichtsgeschworene in Tschammendorf. Am 19. November gab er seine
Tochter Ursula dem Hans Faßnacht, Gut Nr. 6 zur Frau.
Am 20. Dezember 1710 verkaufte Christof Littmann das Gut an seinen
Sohn Gottfried für 1000 Thaler, nachdem am 25. Februar 1707 seine Frau Ursula im
Alter von 62 Jahren begraben worden war. Am 9. November 1743 verkaufte Gottfried
Littmann an seinen Sohn Christof für 1400 Thaler und starb im nächsten Frühjahr
im Alter von 72 Jahren. Am 7. März 1744 fand seine Beerdigung in Kostenblut
durch den Pastor von Metschkau mit seiner Schule statt. Am 11. September 1750
wurde die Witwe Rosina Littmann 64 Jahre alt begraben.
Christof Littmann, der am 22. August 1724 geboren worden war,
vermählte sich am 4. Mai 1745 mit Maria Liessel aus Polschwitz bei Jauer.
Dieselbe schenkte ihm zehn Kinder. Die sechste Tochter Eleonore Anna wurde
am 9. Juli 1762 geboren und verehelichte sich 1780 mit Johann Gottlieb
Hampel aus Keulendorf, der am 18. September 1759 geboren worden war. Dieser
übernahm das Gut in Tschammendorf. Am 1. Juli 1775 starb Christof Littmann und
1789 seine Witwe im Alter von 64 Jahren.
Dem Johann Gottlieb Hampel wurden neun Kinder geboren, davon war
das siebente Carl Samuel, welcher am 19. Sepmterber 1794 das Licht dr Welt
erblickte.
Das Gut hatte bei der Separation im Jahre 1799 eine Größe von 211
Morgen, wovon 25 Morgen Wiese waren.
Johann Gottlieb Hampel starbam 10. Januar 1813. Seine Ehefrau Anna
Eleonore geborene Littmann starb am 8. Februar 1845 im Alter von 82 Jahren.
Am 22. Mai 1821 verheiratete sich Carl Samuel Hampel mit Johanna
Rosina Vogt aus dem Gute Nr. 6 und übernahm in demselben Jahre das Gut für 5293
Thaler 5 Sgr. Er hatte fünf Söhne: Ernst, Heinrich, Carl, Wilhelm und Gustav.
Ernst starb 1848 in demselben Jahre, in welchem das neue Wohnhaus erbaut wurde.
Heinrich war Müller in Jenkwitz und Carl wurde Beamter.
Im Jahre 1866 verkaufte Carl Samuel Hampel das Gut an seinen Sohn
Gustav für 14000 Thaler. In demselben Jahre wurde die Scheuer neu gebaut. Im
Jahre 1872 wurde der alte Schafstall, neben dem Gut Nr. 10 eingerissen and ein
neues Stallgebäude errichtet. Gustav Hampel war mit Amalie, Tochter des
Gutsbesitzers Zobel aus Jerschendorf verehelicht und hatte drei Sühne und zwei
Töchter. Er starb aom 28. September 1879 im Alter von 44 Jahren. Seine Ehefrau
wirtschaftete nach seinem Tode weiter, wobei sie von dem Bruder ihres
verstorbenen Mannes Carl unterstützt wurde. Sie starb im Alter von 72 Jahre am
25. 11. 1917.