Folge 4

Das Gut Nr. 6

Die erste Aufzeichnung im Tschammendorfer Schöffenbuch ist der Verkauf des Gutes von Andreas Wolf. Im Jahre 1577 kaufte Hans Faßnacht aus Jerschendorf das Gut mit 2¼ Huben für 750 Mark zu 30 Groschen weiß und 12 Heller. Dasselbe lag zwischen Martin Tiller und Blasius Heinze. Im Jahre 1596 kaufte des Gut Margarete des Hans Faßnachts Witwe um zehnhundert kleine Mark.
   Auf Seite 15 befindet sich vom 1. Dezember 1627 folgende Eintragung im Schöffenbuch: Erbkauf des Caspar Faßnacht Wittibum das Pauergut von ihrer Kinder Vormund Peter Hoffmann und George Stache von fünf Kindern Christof, Caspar, Hans, Nickel und Adam 2¼ Huben zwischen Tillerei und . . . bis zum Jahre 1645 an Pfingsten, wo Adam, der jetzt drei Jahre, mündig sein wird.
   Am 19. November 1697 verehelichte sich Hans Faßnacht des Hans Faßnacht Erbsaß Sohn mit Ursula Littmann des Christof Littmann Pauersmann und Gerichtsgeschworenen Tochter. Beistände Hans Faßnacht Erbsaß und Gerichtsgeschworener in Tschammendorf und Adam Prasse Erbscholz in Lüssen. Auf der Braut Seite Heinrich Schubert Erbscholz und Christof Vogt Pauersmann und Gerichtsgeschworener. Am 30. August 1699 wurde dem Ehepaar eine Tochter  Anna Maria getauft. Paten Hans Christof Pischel Erbscholz in Keulendorf, Adam Prasse Erbscholz in Lüssen und Frau Maria Hoffmann des Erbsassen und Gerichtsgeschworenen Georg Hoffmann Ehefrau in Tschechen. Diese Tochter Anna Maria starb schon nach 3 Wochen. Am 28. März 1701 wurde seine Tochter Barbara getauft, am 12. Mai 1703 ein Sohn Hans Christof, am 17. November 1705 seine Tochter Ursula Helene und am 14. September 1706 sein Sohn Gottlieb. Am 30. September 1736 starb der Erbbauer und Gerichtsgeschworene Johann Faßnacht 63 Jahre alt. Am 17. Februar 1754 starb sein Sohn Daniel Faßnacht im Alter von 45 Jahren. Drei Jahre vor seinem Tode war ihm und seinem Eheweib Anna Rosina ein Söhnlein im Bethause in Metschkau getauft worden. Paten waren Friedrich Weigel Erbbauer in Tschechen, Hansgeorge Püschel Erbbauer und Gerichtsgeschworener in Hohenglersdorf und Anna Helene Fellner, des Sigesmund Fellner Bürger und Fleischhackers in Schweidnitz Eheweibe.
   Faßnschts Nachfolger war Johann Gottlied Vogt. Dieser hinterließ das Gut seinem Sohne Johann Gottlob. Als Nachfolger wird dessen 18 jähriger Sohn Carl Vogt genannt. Er verheiratete sich mit Ernestine Bohms aus Campern.
   Carl Vogt starb 1853 an Brustfellentzündung und heiratete seine Witwe den Bauernsohn August Stumpfe aus Zuckelnick, der das Schmiedehandwerk erlernt hatte. Er war am 11. 10. 1823 geboren worden. Er starb am 27. Januar 1898. Karl Gottlieb Vogt hatte im Jahre 1838 seinem Vater für das Gut 2000 Thaler gezahlt.
    Im Jahr 1844 bestand das Wohnhaus aus einem Erdgeschoß mit neuen massiven Umfassungswänden, war 90 Fuß lang und 28 Fuß breit. Es war mit Schoben gedeckt. Versicherungswert wurden mit 1000 Thaler angegeben. Die zweitennige Scheuer war im Jahre 1844 nach dem Brande neu und ganz massiv erbaut worden. Länge 113 und Breite 36 Fuß. Wert 800 Thaler. Das Stallgebäude dem Wohnhause gegenüber war aus Bindwerk. ImJahre 1847 wurde der Pferdestall und die Wagenremise neu gebaut und mit 500 Thaler versichert.

Am 27. Juni 1854 kaufte Johann Carl August Stumpfe von der Witwe Ernestine Pauline Henriette Vogt geb. Bohms seiner Ehefrau das Gut, welches nach dem Kataster eine Größe von 132½ Morgen mit einer Grundsteuer vom 36, 20, 10 Thaler hatte. nach der Neuvermessung ist es 136 Morgen groß. Das Wohnhaus war 1867 neu erbaut. Im Jahre 1871 starb Johanna Dorothea Vogt geborene Hampel im Alter von 80 Jahren. Im Jahre 1879 starb Frau Ernestine Stumpfe geborene Bohns 57 Jahre alt.
   Am 12. Dezember 1893 kaufte ihr Sohn Bruno Stumpfe das Gut für 72000 Mark. Er hatte seinen Militärdienst beim Gardefeldartillerie-Regiment abgeleistet und war dann in der väterlichen Wirtschaft tätig. Er war lange Jahre Gemeindevorsteher und hat besonders in der schweren Kriegs- und Nachkriegszeit die Interessen der Gemeinde jederzeit wahrgenommen. Später war er eine Zeit lang Vorsitzender der Spar- und Darlehnskasse.
   Am 29. August  1926 verkaufte er für 75000 Mark sein Gut an Lucian von Radziewsky, welcher am 18. Dezember 1897 zu Groß Lassowitz, Kreis Rosenberg geboren worden war. Dieser hatte das Matthias-Gymnasium in Breslau besucht und dann die Landwirtschaft erlernt. Von 1916 bis 1918 hat er bei einer Maschinengewehr-Abteilung in Frankreich am Weltkrieg teilgenommen. Am 26. Oktober 1926 verehelichte er sich mit Martha Koßmann aus Freyhan. Sein Sohn Hubert wurde am 11. März 1928 geboren. Im Jahre 1929 kaufte er von der Wiwe Kürzel aus Sablath 20 Morgen Acker. Kaufpreis mit Ernte 600 Mark für den Morgen.

Der Niederkretscham Nr. 7

Im Stadtarchiv Breslau findet sich unter den Aufzeichnungen der Stadtlandgüter unter B. Amt Ransern VI über den Niederkretscham folgende Abmachung:
   Am 31. Mai, als am heiligen Pfingstabend des Jahre 1533 schließt Friedrich Rothkirsch von Panthen einer und Jörge Lucke von Gossendorf anderen Teils als Erbherren des Dorfes Tschammendorf von wegen des Kretschams daselbst diesen redlichen Vertrag, daß der Jetzige und nachkommende Kretschmer bei ihren natürlichen Erbherren und ihren Erben jegliche Erholung und Pflicht thuen sollen. So soll auch Jörge Lucke die halbe Hube an der Mittelgasse an Jakob Kranz Gute gelegen dem jetzigen oder zukünftigen Kretschmer zu verkaufen zustehen und das Kaufgeld ihm allein vor Friedrich Rothkirch oder seinen Erben ungehindert folgen. Der Zins aber beyder von Kretscham und halben Huben soll beyden Erbherren und hinfort  zu gleichen Teilen gebühren und zustehen. Wo aber die Erbherrschaft obgenannt von wegen des Schenks Adam Wolff im Kretscham anspruch genommen, die sollen sie einander zugleich verantworten helfen.
   Am 7. April 1535 sprechen die Ratmannen der Stadt Breslau Verweser der Hauptmannschaft dem Adam Wolff von Tschammnedorf 2½ Hufen daselbst mit Brau- und Bierverkaufsgerechtigkeit ab. Dabei sind gewesen Dipprand Reibnitz von Rathen, Hans Seidlitz von Gohlau, Hansgeorg von Redern zu Bohrau, Heinrich Creiselwitz von Schönau, Dr. Johann Metzler, Ambrosius Jenkwitz, Hieronymus Kromeyr und Georg Hornig des Königs Mannen unter Vorsitz des Hofrichters Schinder von Sadewitz.
   In dem Einkommenverzeichnis aus dem Jahre 1562 wird Casper Dorisch als Kretschmer genannt und hat vom Kretscham eine Mark 36 Groschen Abgaben zu entrichten. Am Dienstag vor Palmarum 1576 verkauft Caspar Dobrisch seinem Kretscham an Melchior Wotge von Ossig für 700 Mark mit einer Hube zwischen dem Scholzen und Martin Gräber gelegen. Am 9. März 1595 verkauft Melchior Wotge an Adam Dobrisch um 1550 kleine Mark.
   In der Rechnung vom Jahre 1655 wird angegeben, daß die Witwe des Nickel Dobrisch von 1634-48 von Kretscham und Aeckern 187 Thaler  27 Groschen Abgaben schulde.
   Am 12.7. 1697 starb der Schenke Christof Reßler 59 Jahre alt. Der Kretscham selbst aber hat dem George Hoffmann gehört. Am 18. Oktober 1689 wurde des weil. verstorbenen Georg Hoffmann Erbkretschamer und Gerichtsgeschworenen Tochter Maria im Alter von 23 Jahren begraben. Am 12. Juli 1699 wird des Schenken Christof Hoffmann Sohn Georg sechs Tage alt begraben. Am 21. August 1709 wird des Erbkretschmers Balzer Hoffmann Sohn Gottfried ein Jahr 33 Wochen alt begraben. Nach dem Kataster vom Jahre 1722 schenken der Oberkretschmer Friedrich Bräuer und der Niederkretschmer Baltasar Hoffmann zusammen beide 50 Achtel Bier und sechs Eimer Branntwein aus, während zwei Jahre später 100 Achtel Bier und sechs Eimer Branntwein genannt werden.
   Balzer Hoffmann starb am 24. September 1748 im Alter von 86 Jahren. Er hatte 1740 für den Kretscham und eine Hube Acker und 12 Thaler 25 Groschen nach Breslau zu zinsen.
   Nach einer Eintragung im Schöffenbuch vom 16. April 1766 verkaufte der Scholz Hans Christrof Tschepe in Tschammendorf seinen Erbkretscham nebst einer Hube Acker sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mit Zubehör für 500 Thaler an den Inwohner George Tschepe. Im Jahre 1845 kam der Kretscham an den Scholzen Greulich, welcher denselben 1846 dismembrierte.
   Das Restgut kaufte Gottfried Conrad aus Salzbrunn. Von diesem übernahm es ein Bäcker Ferdinand Fischer aus Freiburg. Im Jahre 1847 kaufte Karl Fleischmann 38½ Morgen Land und verkaufte dasselbe zwei Jahre später für 2200 Thaler an Louis Schweitzer.
   Der Kretscham kam ganz in Verruf, da Vagabunden darin übernachteten. Schließlich kaufte ihn der Bauergutsbesitzer Julius Tschepe für 2500 Thaler. Dieser hatte als Schankwirt einen gewissen Ernst Winter eingesetzt, der am 21. September 1875 am Delirium starb. Im Jahre 1876 deckte Tschepe das Kretschamgebäude mit Fachwerk und renovierte auch das Innere.
   Der Stellmachermeister Eduard Lorenz aus Weicherau, welcher von Tschepe den Kretscham gepachtet hatte kaufte das leere Haus nebst Scheuer für 3000 Mark. Er riß die alte Scheuer ein und erbaute an deren Stelle eine Kegelbahn, welche die ersten Jahre viel besucht wurde. Später wurde das Holzlager und die Stellmacherei hineinverlegt. Lorenz richtete auch einen Kaufladen ein.

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