Folge 3

Das Gut Nr. 3

In dem Einkommen-Verzeichnis der Stadt Breslau über das halbe Dorf Tschammendorf vom Jahre 1562 wird Simon Woittcke als Besitzer des Gutes Nr.3 genannt. Dieser hatte an barem Gelde 4 Mark und an Getreide je 4 Scheffel Weizen, Korn und Hafer jährlich der Stadt Breslau an Abgaben zu entrichten. Im Jahre 1578 wird gemeldet, daß das Wetter in das Gut eingeschlagen und Haus und Hof vernichtet hat. Der Besitzer war gestorben und wurden der Witwe die fälligen Abgaben erlassen.
   Von dieser erwarb das Gut Georg Stache. Anno 1632 war es von den Kroaten abgebrannt worden und hatte während des Krieges wüste gelegen.
   Auf Seite 311 des Schöffenbuches befindet sich folgende Eintragung: Georg und Christof Dobrisch Gebrüder Erkauf um das Gut die Stacherey genannt drei Huben groß. Der Kaufpreis betrug 250 liegnitzsche Mark und waren beim Kauf dabei gewesen Melchior Schubert Erbscholz, Christof Dobrisch und Hans Faßnacht als Gerichtsgeschworene. Als Datum des Kaufs ist der 15. März 1669 angegeben.
   Das Gut restierte von 1634 bis 1655 an Gelde 101 Thaler 12 Groschen und an Getreide je 76 Scheffel Neumarkter Maß an Weizen , Korn und Hafer.
   Nach Christofs Tode erbte sein Bruder Georg Dobrisch die andere Hälfe des Gutes. Am 20. März 1696 starb due Ehefrau des George Dobrisch Barbara im Alter von 58 Jahren und 30 Wochen. Am 22. Dezember 1717 wurde Georg Dobrisch, nachdem er 92 Jahre alt geworden und als Inwohner gestorben, in Kostenblut begraben. Am 2. Juni 1739 wurde der Junggeselle Hans Tierse, Erbauer in Obsendorf weil. Hans Tierse gewesenen Erbbauer in Obsendorf hinterlassener eheleiblicher eltister Sohn, allhier in Kostenblut copuliert mit der Jungfer Anna Sabina Dobers des Georg Dobers, Erbbauers in Tschammendorf eheleiblichen Tochter. Ehezeugen waren Erbscholz Gottfried Siemon aus Tschammendorf und Daniel Haeusler Erbbauer und Gerichtsgeschworener in Obsendorf.
   Am 10. September 1740 gingen des Georg Dobers seine drei Huben für 2000 Thaler in den Besitz des Gottfried Helfer über. Die Obrigkeit, also der Magristrat von Breslau, erhieltbei dem Verkauf 31 Thaler 9 Groschen an Markgroschen, einer Verkaufsabgabe.
   Das Gut lag zwischen Gottfried Siemon und der Freistelle des Hans Knorschke. Am 23. November 1755 starb Gottfried Helfer 48 Jahre alt. Sein Sohn war Pastor und Superintendent in Domanze Kreis Schweidnitz. Seine Witwe heiratete am 11. Januar 1757 den Junggesellen Gottfried Scharf, des verstorbenen Georg Scharf gewesenen Bauer in Keulendorf nachgelassener Sohn. Die Trauung erfolgte in Metschkau. Nächster Besitzer war Gottfried Rippich. Im Jahre 1790 wurde ein Kaufpreis von 1600 Thaler genannt. Es waren 4 Thaler 8 Sgr. Erbzins zu zahlen und an Zinsgetreide an Martini je 5¼ Weizen, Korn und Hafer abzulieern. Der Ehrungszins betrug 2 Thaler 12 Sgr., anstelle von 9 Höhnern, 90 Eiern und 3 Schweineschultern. Bei der Separation im Jahre 1799 wurde die Größe des Gutes mit 193 Morgen 145 Quadratruten angegeben. Zufloge Kaufvertrag vom 31. August 1837 erwarb Johann Carl Gottlieb Pusch aus Lüssen das Gut. Er war am 15.2. 1811 geboren und heiratete die Pflegetochter des Rippich. Seine Frau starb im Wochenbett und vermählte er sich zum zweiten Mal mit der Tochter des Kretschmers Keil in Hohenposeritz. Rippich starb im Juli 1846. Im Jahre 1843 war das alte Wohnhaus eingestürtzt. Zur Erbauung seines neuen Hauses leisteten die Bauern Fuhren. Bei dieser Gelegenheit verunglückte der Besitzer des Gutes Nr. 4. Er kam unter den vollen Steinwagen und war auf der Stelle tot. Im Jahre 1858 starb die zweite Frau des Carl Pusch. das alteAuszugshaus wurde 1883 eingerissen und neu aufgebaut. Das Wirtschafts-Inventar betrug  5 Pferde, 6 Kühe, 1 Stammochse, 4 Jungvieh, 86 Schöpse und Muttern, 11 Gänse, 12 Hühner und 1 Hahn. Als Auszug wurde ausgemacht: 14 Scheffel Roggen, 6 Scheffel Weizen und ebensoviel Gerste, 12 Metzen Erbsen, 3 Schock Kraut und ebensoviel Kohlrüben, 3 Scheffel Kartoffeln,ein gemäßtetes Schwein von 6 Stein Gewicht, ein Brackschöps, eine gemäßtete Kirmesgans, 2 Paar junge Hühner, ein Schock Eier, 7 Quart Winterbutter. Außerdem von George bis Michaelis wöchentlich ein Quart Butter, 12 Kolben Flachs zu 4 Pfund, den dritten Teil des Obstes, die nötigen Holz- und Kohlenfuhren unentgeltlich, alle 14 Tage eine Kirchfuhre nach Metschkau unentgeltlich, ein Schock Quärge, die Federn von dre Gänsen und eine Mandel Bettstroh unentgeltlich, sowie freie Wohnung in dem neuerbauten Auszugshause.

  Am 16. 12. 1892 starb carl Pusch. sein Sohn Gustav, welcher am 1. 3. 1845 geboren war, hatte die Wirtschaft übernommen. Dieser starb am 20. 8. 1903. Das Gut erbte seine Schwester Amalie. Von dieser übernahm es am 1. 10. 1903 für 72000 Mark ihr Neffe Reinhold Pusch, der Sohn des ältesten Bruders Julius. Reinhold Pusch heiratete am 15. Februar 1904 die Gutsbesitzerstochter Selma Titze aus Regnitz. Am 14. 10. 1905 wurde der älteste Sohn Otto Pusch geboren. 1907 wurde der alte Kuhstall eingerissen und das neue Stallgebäude für 15000 Mark, der Pferdestall für 20000 Mark aufgebaut. 1920 brannte durch Kurzschluß die Hälfte der Scheuer nieder und wurde für 39000 Mark wieder aufgebaut.
   Der jetzige Besitzer Reinhold Pusch ist am 13. 8. 1876 zu Klemmerwitz geboren. Er ist seit einigen Jahren Gemeindevorsteher und Vorsitzender der Raifeisen Spar- und Darlehnskasse hierselbst.

Das Gut Nr. 4

   In dem Einkommenverzeichnis vom Jahre 1562 wird Vincenz Dobrisch als Besitzer des Gutes genannt, der von seinem Erbe 30 Groschen, mehr von seinem Garten 8 Groschen und von 2 Huben 2 Mark Zins zu entrichten hat. Auch muß er jährlich je 4 Scheffel Neumarkter Maß an Weizen, Roggen und Hafer abgeben.
   Im Zinsregister von 1658 wird Nickel Dorisch als Besitzer aufgeführt. Auf Seite 314 des Tschammendorfer Schöffenbuches finden wir verzeichnet, dass am 13. November 1670 Hans Schindel 2 Huben liegend am Niederende sambt dem Häuslein und Garten zwischen dem Scholz und Chrisrof Vogt um 350 Liegnitzer Mark zu 32 groschen an George Faßnacht verkauft hat. Im Kostenbluter Kirchenbuch ist am 21. Dezember 1689 zu lesen, dass der George Faßnacht, Bauer u. Gerichtsgeschworener Sohn Johannes 18 Jahre 14 Tage alt beerdigt worden sei, am 23. Juli 1690 seine 13 Tage alte Tochter Rosina und am 15. Februar 1692 sein 3 Jahr und 31 Wochen alter Sohn Georg. Am 5. Februar 1721 starb George Faßnacht selbst 72 Jahre alt, wärend ihm seine Frau im Alter von 79 Jahren 33 Wochen und 3 Tagen nachfolgte am 27. Mai 1731. George Faßnacht hatte sein Gut für 600 Liegnitzer Mark an Christian Schubert verkauft. Dann war Hans Rodler Erbsatz und Gerichtsgeschworener Besitzer des Gutes.
   Am 20. Februar 1725 verkaufte derselbe für 500 Thaler an seinen Sohn Daniel nebst einem Auszug an seine Stiefmutter bestehend in einem Scheffel Weizen, 4 Scheffel Korn, 1 Scheffel Gerste, 1 Scheffel Erbsen, ein Scheffel Leinsamen zu säen, einhalb Schwein, einen Schòps, 1½ Schock Eier, 7 Thaler Geld und freie Wohnung, solange sie denRodler'schen Namen führt. Daniel war am 8. März 1701 getauft worden. Seine Mutter hieß Barbara. Das Gut liegt in der alten Jurisdiktion auf 48 Thaler und zinset jährlich an Martini 3 Thaler 26 Sgr. An Getreide ist noch die oben genannte Abgabe zu entrichten. Am Gründonnerstage sind 6 Hühner, 60 Stück Eier und zwei Schweineschultern abzuliefern.
   Daniel Rodler verkaufte am 25. August 1731 seine 2 Huben für 1200 Thaler an Gottfried Siemon. Dieser kaufte im Jahr 1738 die Scholtisei und veräußerte am 9. März 1742 sein allda habendes und in zwei Huben bestehendes Gut nebst einem Gartenhäusel, wie solches zwischen Herrn Leutnant Hein und Gottfried Helfern gelegen an Caspar Hirsch in Maltsch für 1100 Thaler zu 36 Groschen. Letzterer wurde am 26. April 1746 von dem evangelischen Pastor und der Schule aus Metschkau im Alter von 72 Jahren in Kostenblut begraben.
   Spätere Besitzer sind Gottfried Thomas und Gottlieb Vogt, dem Ehrenfried Grun folgte. Dieser verkaufte das Gut an Karl Tschepe, einen Sohn des Kreistaxators Gottlieb Tschepe.
   Die Größe des Gutes wurde bei der Separation 1799 mit rund 128 Morgen angegeben. Karl Tschepe war mit einer geborenen Tschirner aus Preilsdorf, Kreis Schweidnitz verehelicht. dem Ehepaar wurden vier Söhne und eine Tochter geboren. Am 1. März verunglückte Karl Tschepe tötlich auf einer Steinfuhre nach Pirschen, wie bereits vorher erwähnt wurde. Der älteste Sohn Julius erbte 1852 das Bauergut Nr. 8, während sich die Tochter Pauline im 1845 mit dem Bauersohn Karl Wilhelm Käthner aus Pirschen verheiratete, der das Gut für 6250 Thaler übernahm. Er starb am 11. November 1854 am Nervenfieber.
   Die Witwe verheiratete sich mit dem Bauernsohn Carl Gampert, welcher 157 Besitzer des Gutes wurde. Ende Oktober 1878 verkaufte Gampert, da er an Wassersucht litt und nicht mehr wirtschaften konnte und zog nach Metschkau.
   Gustav Hainke aus Malitsch, Keis Jauer erwarb das Gut. Im Jahre 1881 dismembrierte er dasselbe. Gutsbesitzer Glaubitz kaufte 40 Morgen und das Restgut von 90 Morgen erstand Gutsbesitzer Hermann Priesner aus Zuckelnick für 18000 Thaler. Priesner kaufte 22 Morgen Acker aus Kostenblut dazu. Er war ein fleißiger Landwirt und brachte seine Wirtschaft in die Höhe. Geboren war er am 17. April 1838 und starb am 28. Juli 1917.
   Im Jahre 1909 übernahm das Gut sein Schwiegersohn Emil Walter aus Oelse bei Freiburg für 60000Mark in Größe vo ca. 120 Morgen, der die jüngste Tochter Berta heiratete. Nach dem Tode derselben verehelichte er sich einige Jahre darauf mit der Tochter des Gutsbesitzers Schneider aus Peterwitz.
   Emil Walter hat den Weltkrieg an der Westfront mitgemacht. nach dem Krieg war er mehrere Jahre im Vorstand der Kostenbluter Genossenschaftsmolkerei.

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