Folge 2

Bei der Besiedlung der Dörfer mit deutschen Ansiedlern im Mittelalter wurde den Lokatoren vom Herzog für ihre Leistungen meist das Scholzenamt übertragen. Lokatoren waren Beauftragte, welche die Siedler auswählten, heranholten und in den einzelnen Orten dann auch die Siedlungsgeschäfte leiteten. Siedlungsurkunden von Tschammendorf sind, wie von den meisten Ortschaften, nicht vorhanden. Es läßt sich daher auch nicht nachweisen, ob und wie eine Neusiedlung hier erfolgt ist. Das Scholzenamt haftete in der Regel auf dem sogenannten Scholzengut, bei uns in Schlesien meist Erbscholtisei genannt.
  Als Thimo von Cholditz Landeshauptmann von Schlesien war, wurde vor diesem von dem ehrsamen Heinke, Niclas und Thamme Gebrüder von der Czuche in einem rechten und redlichen Kaufe dem ehrwürdigen Hanke Jerslindorf, Bürger zu Breslau, sieben zinshafte Huben und anderthalb Gerichtshuben mit dem Schultheißen, mit einem Pferdedienst, den derselbe Schultheiß tuen soll, wenn man dienen soll von dem Gute am Mittwoch nach Sankt Lucia 1371 aufgereicht. Es folgt jetzt eine länge Zeit ohne Nachrichten über die Scholtisei. Am 23. Januar 1529 wird Adam Wolff als Besitzer von 2½ Hben mit dem Amte der Schölzerei und dem dritten Pfennig der Gerichte genannt.
  Nach dem Einkommenverzeichnis der Stadt Breslau das über halbe Dorf Tschammnendorf aus der Rechnung des Jahres 1562 gezogen zinset der Scholz vom Gericht sieben Vierdunge gleich 1 3/4 Mark und von 1½ Huben zwo Mark tut 3 Mark 36 Groschen.
  Im Jahre 1576bei dem Kaufe des Melchior Wottke von Ossig um den Niederkretscham des Caspar Dobrich wird Paul Kranz als Scholz genannt. Gerichtsgeschworener war neben anderen Hans Heinke, der Vater des späteren Scholzen Merten Heinke. Am 30. Oktober 1595 verkaufte Paul Kranz um tausend kleine Mark seine Scholtisei mit drittehalb Huben neben Hans Dobrisch gelegen an Christof Jensch von Groß Läßwitz. Es muß also unterdessen eine Hube dazu gekommen sein. Wie lange letzterer das Gut besessen hat, ließ sich nicht feststellen. Jedenfalls wird einige fünfzig Jahre später wieder ein Kranz als Besitzer der Erbscholtsei genannt.
  Während des dreißigjährigen Krieges 1636 wurde ein Schriftstück über den Zustand des Ortes Tschammendorf auf Befehl der Obrigkeit ausgestellt als Merten Heinke Scholz und Nickel Dobrisch Eltester in Tschammendorf war. Der Großvater des Merten Heinke war Erbscholz in Niedermois gewesen.
  Am 17. Juli 1650 verkaufte Scholz Jakob Kranz seine zweiundeinhalb Huben zwischen Schmiede und Hans Dobrisch gelegen an seinen Sohn Caspar. Der Kaufpreis betrug 1750 kleine Mark zu 32 Groschen. Inventar wird erwähnt. 4 Pferde, 2 Wagen, 2 Pflüge, 2 Paar Eggen, 3 melke Kühe und 3 gelde Kühe sowie 12 Schafe.
  In den Zinsbüchern von 1673 und 1693 wird Melchior Schubert als Gerichtsverwalter genannt, der damals 5 Thaler an Erbzinsen zu entrichten hatte. Später war Heinrich Schubert Erb- und Gerichtsscholz in Tschammnedorf. Nach eines Eintragung im Kostenbluter Kirchenbuch ist am 4. Oktober 1726 der großachtbare Herr Heinrich Schubert, 40 Jahre gewesener Erb- u. Gerichtsscholz in Tschammendorf allhier begraben worden. Seines Alters 72 Jahre 36 Wochen. Am 4. Dezember 1728 übernahm Rosina verwitwete Schubert nach ihrem verstorbenen Ehemann Heinrich Schbert das 2½ Huben große Gut für tausend Thaler. Doch schon nach einem reichlichen Jahre, am 11, Februar 1730 verkauft Rosina Schubert ihre Scholtisei an Hans Heinrich Teubner, Pauer von Kroitsch für 1900 Thaler. Zinsen der Obrigkeit an Martini 5 Thaler an Grünnersdonnerstag 2 Hühner, 30 Eier. Am 27. Mai 1734 verstarb dessen Vater Christof Teubner im Alter von 78 Jahren 20 Wochen 2 Tage. Am 8. November 1738 kaufte die Scholtisei Gottfried Siemon, der bereits im Jahre 1731 am 25. August das Bauerngut Nr. 4 von Daniel Rodler erstanden hatte. Am 24. September 1742 kaufte die Scholtisei Georg Tschepe aus Jenkwitz für 2000 Thaler. In der Familie Tschepe verblieb sie dann über 100 Jahre.

  Am 28. April 1754 heiratete der Junggeselle Hans Christof Tschepe des Georgen Tschepe, Ernscholzen allda ehelicher Sohn, die Jungfrau Anna Rosina Hampelin des Hans Georg Hampel Gerichtsscholz und Fleischhackers in Pirschen eheliche Tochter. Die Trauung erfolgt in Rackschütz. Am 31. Oktober 1757 wurde die Ehefrau des Scholzen Georg Tschepe mit Namen Martha im Alter von 64½ Jahren in Kostenblut beerdigt. Bei der Separation im Jahre 1798 wird der Größe des Gutes mit 154 Morgen angegeben. Im Jahre 1824 wird als Besitzer der Scholtisei Johann Gottfried Tschepe genannt. Sein Nachfolger war Johann Gottlieb sein Sohn. Er war Kreistaxator, besaß großes Ansehen und soll auch vermögend gewesen sein. Außer dem bezahlten Gute soll er noch eine größere Menge Bargeld gehabt haben. Jedoch schon zu seinen Lebzeiten schmolz dasselbe sehr zusammen, da drei seiner Söhne wenig haushälterisch mit dem Gelde umgingen. Im Jahre 1835 übernahm der älteste Sohn Gottlieb Tschepe von seinem Vater das nun verschuldete Gut und den Niederkretscham Nr. 7 für die Schulden von 7000 Thaler.
Er war gleichzeitig Schulze. trotz großer Sparsamkeit konnte er die Interessenzinsen nicht aufbringen. Er starb schließlich am Nervenfieber und seine Witwe Beate Henriette geborene Rößler verkaufte  das Gut im Jahre 1845 für 16200 Thaler an Bauer Greulich aus Obsendorf. Dieser dismenbrierte das dazu gehörige Kretschamgut Nr. 7 und erlöste hieraus zirka 7000 Thaler. Auch die Scholtisei wollte er wieder verkaufen, da er sich mit der Gemeinde nicht vertrug. Da aber fürs erste sich kein Käufer fand, verpachtete er dieselbe für 1500 Thaler an einen gewissen Barthel. Im Februar 1850 kaufte Louis Necker, angeblich aus Berlin die Scholtisei für 14000 Thaler. Er wird als Stutzer geschildert, der viel auf Außerlicheiten gab, sein Gut aber schlecht bewirtschaftete. Kurz vor der Ernte desselben Jahres kaufte das Gut Ferdinand Kühn für 16000 Thaler, der sich aber wenig darum kümmerte und es im September1850 an Ernst Gottlieb Schmidt aus Oelse bei Striegau für 12500 Thaler verkaufte.
Er hatte dort einen Kramladen besessen und war mit einerTochter des Superintendenten Thilo aus Striegau verheiratet.
Als Scholz war er der Gemeinde gegenüber sehr anmaßend. Am 20. November 1852 kaufte Gottlieb Kügler aus Zirlau für 13500 Thaler das Gut. Am 1. September 1853 ging es in den Besitz des Wirtschaftsinspektors Ernst Marx aus Stusa für 15000 Thaler das Gut. Am 1.2. 1855 kaufte es Albert Teuber, starb jedoch schon am 3. August 1856. Seine Witwe Amalie geb. Unverricht ließ das Gut von ihrem Bruder Gottlieb bewirtschaften, der es 1858 für 16000 Thaler erwarb. Darauf heiratete sie den Gutsbesitzer Hennig in Skohl. Unverricht starb am 16. April 1870 am Magenkrebs und erbte sein Vater das Gut, der jedoch in demselben Jahre am 25. November starb.

  Der Gutsbesitzer Wilhelm Scholz aus Metschkau, Kreis Striegau kaufte im Jahr 1872 die Erbscholtisei in Tschammendorf und wurde am 25. Januar 1873 als Gerichtsscholz vereidet. Im jahre 1874 wurde er als Gemeindevorsteher wiedergewählt. in demselben Jahre baute Wilhelm Scholz ein größeres Wirtschaftsgebäude, enthaltend: Pferdestall, Holzremise, Wagenremise und Keller.
  Es ist noch nachzutragen, daß am 28. November 1826 die Scholtisei durch einen Vagabunden angezündet worden war und niederbrannte, wobei auch wichtige Urkunden und Schriftstücke verloren gingen.
  Im Jahre 1876 wurden dem Gemeindevorsteher vom Kreisausschuß 50 Mark jährlich Amtsentschädigung zugesprochen. Am 31. Dezember 1884 kündigte Wilhelm Scholz sein Amt als Gemeindevorsteher und wurde an seine Stelle Großgrundbesitzer Robert Scholz gewählt. Im Oktober 1885 übergab Wilhelm Scholz seinem Sohn Emil das Gut in Größe von 162 Morgen für 75000 Mark und zog nach Neumarkt, wo er 1890 starb.
  Emil Scholz wurde am 7. 2. 1860 zu Metschkau geboren und erlernte, nachdem er sich das Zeugnis für den Einjährigen-Freiwilligendienst erworben die Landwirtschaft. Er leistete mit Erfolg sein Dienstjahr beim Militär ab und war einige Jahre als Beamter tätig bis er dann das väterliche Gut übernahm. Im Jahre 1900 erwarb er die Hermsdorfstelle mit 13 Morgen für zirka 13000 Mark. Das Gehöft der Stelle ging dann später in den Besitz des Gutsbesitzers Max Hampel über. Im Jahre 1900 erbaute Emil Scholz die Scheuer auf der Nordseite seines Gehöftes. Im Jahre 1912 kaufte er dann das Gut von Paul Kosmahly in Größe von 160 Morgen, den Morgen für 750 Mark dazu. Emil Scholz ist seit 1910 landschaftlicher Kreistaxator. Darauf war er längere Jahre Standesbeamter und ist seit 1920 Amtsvorsteher.

Fortsetzung folgt.

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